Michy Reincke, Ex-Frontmann von Felix De Luxe, präsentiert Songs aus seinem Oeuvre neu arrangiert im akustischen Gewand.
Hamburg. Es gibt diese sommerleichten Glücksmomente. Die Hitze lässt die Welt draußen ausgeblichen scheinen. Die Woche ist zu Ende. Der Alltag fällt langsam ab. Der Atem entschleunigt sich. Drinnen, im Rolf-Liebermann-Studio des NDR, ist es kühl. Und das Instrumentarium, das geräumig auf blauem Teppich verteilt ist, sieht vielversprechend aus. Gut ein halbes Dutzend Gitarren, ein Banjo und ein Bass flankiert von einem Flügel und einem Vibraphon. Christian Buhk, Moderator von NDR 90,3, macht noch rasch ein Witzchen, dass die Klimaanlage funktioniert, obwohl der Saal älter sei als die überhitzten ICE-Modelle. Solche Scherze gehen schon in Ordnung in diesem Irrsinnssommer. Doch am besten temperiert ist dann doch die Musik. Die macht den Kopf kalt, das Herz heiß und die Seele warm.
Michy Reincke, einst Frontmann der Band Felix De Luxe, hat für sein neues Album „Palais Salam“ Songs aus seinem mehr als 25 Jahre umfassenden Oeuvre als Akustik-Versionen zwischen Jazz, Folk und Pop arrangiert. „Im Norah Jones-Gewand“, wie er es selbst formuliert. Und tatsächlich hat sein Gesang an diesem Freitagabend eher etwas von der amerikanischen Songwriterin als von einem rauh raspelnden Johnny Cash, der sich ja mit zunehmendem Alter auch auf die Kunst der reduzierten Liedinterpretation eingelassen hat.
Direkt zu Beginn intoniert Reincke, braungebrannt und barfuß auf dem Barhocker, seinen Hit vom Anfang der 90er-Jahre: „Valérie Valérie“. Kurz darauf überführt er die Prince-Nummer „I Could Never Take The Place Of Your Man“ mit einem Hauch Samba lässig ins Deutsche und rührt dann das Publikum mit einer Ballade über die Schönheit vorbei ziehender Büffel.
All das würde gewiss nicht so locker grooven ohne Reinckes fünfköpfige Band (O-Ton: „Alles legendäre Männer“), die diese Stücke gekonnt von den Soundmoden der jeweiligen Entstehungsdekade befreien. Der Überhit „Taxi nach Paris“ perlt aufs Schönste, „Mach dein Herz laut“ erklingt im munteren Banjo-Sound mit Südstaaten-Appeal. „Ich wollte etwas machen, was größtmöglicher Entspanntheit entspricht“, sagt Reincke über die Entschlackung seiner Songs. Und die Art, wie er spricht, ernsthaft und spitzbübisch zugleich, ist typisch für den 50-Jährigen. Und macht ihn sympathisch. Offen, verletztlich, humorvoll ist er, sind seine Songs.
Das Auditorium dankt. Nicht nur mit sehr viel Applaus, sondern auch mit konzentriertem Zuhören. Und wenn die Session Anfang Oktober von NDR 90,3 ausgestrahlt wird, ist sie gewiss zu hören, die Sommerleichtigkeit dieses Abends.
Die Platte „Palais Salam“ mit Michy Reinckes Akustik-Songs erscheint am 22. Oktober. Am 27.7. spielt er live bei „Acoustix“ im Metropolis, Bahrenfelder Str. 221.