Steven Spielberg und Tom Hanks haben mit einem Rekordbudget die zehnteilige Miniserie “The Pacific“ produziert, die heute auf Kabel 1 startet.
Es ist alles da, was es für einen unbeschwerten Urlaub braucht: Palmen, Meer, Sandstrände, satt-grüne Wälder. Aber was die US-Soldaten auf der Südpazifik-Insel Guadalcanal oder an den Stränden von Iwo Jima erwartet, ist das genaue Gegenteil vom Paradies. Hier regiert jener Zustand, der Menschen und Länder nachhaltig verwundet und zerstört: Krieg.
Die zehnteilige US-Serie "The Pacific", die heute auf Kabel 1 startet, schildert, wie amerikanische GIs nach dem Überfall auf den Stützpunkt Pearl Harbor gegen Japans Armee kämpfen. Und gegen Malaria und Moskitos, sengende Hitze, Hunger und Heimweh.
Der US-Bezahlsender HBO, verantwortlich für Serienerfolge wie "The Sopranos" und "Sex and the City", hat sich "The Pacific" die Rekordsumme von 200 Millionen Euro kosten lassen. Das ist selbst dann eine mutige Investition, wenn man sich anschaut, welche beiden ausführenden Produzenten hinter dem Projekt stecken: Steven Spielberg und Tom Hanks. Ihre erneute Zusammenarbeit knüpft dort an, wo sie mit dem Oscar-gekrönten "Der Soldat James Ryan" und einige Jahre später mit dem Spin-off "Band of Brothers" aufgehört haben: beim subjektiven Kriegsempfinden.
Der US-amerikanische Regisseur Sam Fuller hat einmal gesagt: Um die Realität und ein Gefühl des Krieges im Kino zu vermitteln, müsse man ein Sturmgewehr im Saal aufstellen und Teile des Publikums niedermähen. Dass dies nicht notwendig ist, dass es Möglichkeiten gibt, den Schrecken des Kampfes auf die Leinwand zu bannen, haben sich Spielberg und Hanks zum Ziel gesetzt. Es ist das Bewundernswerte an dieser Serie, wie die Macher es schaffen, die Balance zwischen dem großen historischen Panorama und den einzelnen Schicksalen zu halten.
Es ist die Perspektive der Frontsoldaten, die der Zuschauer von der ersten Einstellung an als die seine annimmt. So fühlt sich Krieg an - diese quasi körperliche Erfahrung steckt in jedem einzelnen Bild. Im Schlachtgetümmel, das die notorisch bewegte Kamera minutenlang verfolgt. Im sprichwörtlichen Kugelhagel, der über seine Protagonisten hereinbricht, während sie versuchen, sich gleichzeitig wegzuducken und möglichst schnell vorwärtszukommen. Im flackernden Blick durchs Zielfernrohr, mit dem sie die feindlichen Truppen ausspähen.
Zuschauer der Serie, die auf den Erinnerungen ehemaliger Kriegsteilnehmer basiert, sollten nicht empfindlich sein; das ist harter Stoff: Leichen(teile) schwimmen durchs Wasser und färben es blutrot, Marines reißen sterbenden japanischen Soldaten die Goldzähne aus dem Mund, totenstarre Augen junger Männer werden in Großaufnahme gezeigt. Krieg hat hier nichts Heroisches, sondern ist fast schon banal: Blut, Schmerzen, Sterben.
Erzählt ist das Ganze in entsättigten, ausgeblichenen Farben, deren Spektrum auf Grau und Oliv geschrumpft ist. Eine ganz eigene Qualität entfaltet "The Pacific" im Vorspann: Kreidezeichnungen breiten sich da über dem Bildschirm aus, bis sich dieser eingefrorene Moment in Bewegung setzt, in Echtbilder übergeht. Die Kreidepartikel verwandeln sich in dichten Ascheregen, die skizzierten Gesichter der Soldaten blicken mit schreckgeweiteten Augen in die Kamera. Es ist eine Ästhetik von ganz eigener Schönheit, ergreifend in all ihrem Pathos, die im weiteren Handlungsverlauf keine Rolle mehr spielt. Schüsse und Explosionen beherrschen von nun an die Szenerie.
Es ist keinesfalls so, dass es an Kriegsfilmen und Protagonisten an der Front mangelt, schon gar nicht in Amerika. Da waren "Enemy at the Gates", Ridley Scotts "Black Hawk Down" und Mel Gibsons "We were Soldiers" und zuletzt Clint Eastwoods "Flags of Our Fathers" und "Letters from Iwo Jima", die allesamt versucht haben, den Soldaten im Schlachtgetümmel auf Augenhöhe zu begegnen. Derart nüchtern aber in seiner Grausamkeit hat man lange keine Bilder mehr über das beliebige Sterben gesehen. Die Resonanz, das Echo, das in die Gegenwart reicht, braucht die Serie dabei nicht herbeizuzwingen. Es ist beinahe unausweichlich, an den Krieg im Irak zu denken.
"The Pacific" zeigt junge Männer, Jungs, die für eine Mission ausgewählt wurden, die zu groß für sie ist. Und immer wenn ein Soldat stirbt, stirbt bei Spielberg und Hanks eine Welt.
The Pacific, heute, 22.15 Uhr auf Kabel 1