Die Komödie “Türkisch für Anfänger“ mit Josefine Preuß, Elyas M'Barek überträgt die unterbewertete TV-Serie gekonnt auf die Kino-Leinwand.
"Nenn mich noch einmal Schlampe, und du kriegst von mir persönlich einen Abschiebestempel. Zwischen deine Beine." Oha, hier wird scharf geschossen, und zwar so politisch unkorrekt wie witzig. Ganz sicher: Wer die mit zahlreichen Preisen geschmückte Serie mochte, wird am Kinofilm großen Spaß haben, denn "Türkisch für Anfänger" ist auch auf der großen Leinwand erstklassig. Und übrigens problemlos für all jene zu verstehen, die die drei Serienstaffeln in der ARD nicht verfolgt haben.
Drehbuchautor und Regisseur Bora Dagtekin fängt nämlich noch einmal ganz von vorn an. Soll heißen: Lena, 19 Jahre alte Abiturientin mit Feminismus-Affinität und Hang zur Selbstreflexion, trifft noch einmal unvorbereitet auf Cem (Elyas M'Barek), Türken-Macho mit Gangsta-Rapper-Gehabe, der eine Diskussion schon mal mit dem Satz beendet: "Der Duden hält jetzt mal die Fresse, sonst kommt er ins Altpapier." Wenn Cem allerdings Lena das erste Mal dumm kommt, dann hat sie - siehe oben - die passende Antwort parat. Und zwar im Flugzeug, das sie und ihre nervige Mutter Doris (Anna Stieblich), eine Psychotherapeutin und Berufsjugendliche, zum Urlaub nach Südostasien bringen soll. Blöd nur, dass der Flieger in eine Vulkanasche-Wolke gerät, im Indischen Ozean notwassern muss und Lena gemeinsam mit Cem, seiner strenggläubigen Schwester Yagmur (Pegah Ferydoni) und dem Griechen Costa (Arnel Taci) im Palmen bewachsenen Nirgendwo landet
"Es sieht schlecht aus", kommentiert die Gestrandete. "Einsame Insel. Ein völlig desozialisierter Macho. Der andere stottert. IQ eventuell nicht messbar. Das Mädchen vollkommen irre." Und so geht es munter weiter.
Wobei: Was genau geschieht, ist bei "Türkisch für Anfänger" eigentlich nebensächlich. Was zählt, ist die Lust am witzigen Wortgefecht, an der zündenden Pointe. Wie bei klassischen Screwball-Komödien à la "Leoparden küsst man nicht" oder "Die Nacht vor der Hochzeit", deren Tempo und Leichtigkeit sich Dagtekin offensichtlich zum Vorbild genommen hat. Und so ist sein Film frech und flott, romantisch und rabiat - und vor allem immer wieder ganz wunderbar auf Kriegsfuß mit allem, was auch nur entfernt nach Political Correctness riecht. Etwa wenn Lena bei der Fahrt zum Flughafen erstmals einen Blick auf die Türkin Yagmur wirft und ätzt: "Sag mal, hat die'n Kopftuch auf? Fahr schnell weiter, bevor sie den Zünder drückt."
Ein respektloser Humor, der nie ins Ordinäre kippt, meilenweit von Dünnsinn wie "American Pie" entfernt ist und mit 14 genau so viel Spaß macht wie mit 49. Kaum anzunehmen, dass nicht schon Pläne für eine Fortsetzung geschmiedet werden.
Und das ist auch gut so.
Bewertung: empfehlenswert
"Türkisch für Anfänger" Deutschland 2011, 100 Minuten, ab 12 Jahren, R: Bora Dagtekin, D: Josefine Preuß, Elyas M'Barek, Anna Stieblich, Adnan Maral, Pegah Ferydoni, Arnel Taci, täglich im Cinemaxx Dammtor, Cinemaxx Harburg, Cinemaxx Wandsbek, Hansa-Studio, UCI Mundsburg, UCI Othmarschen, UCI Smart-City; http://tfa-film.de