Mark Lanegan und Band kommen am 15. März mit dem hervorragenden neuen Album “Blues Funeral“ nach Hamburg ins Gruenspan.

Hamburg. Dass Mark Lanegan acht Jahre nach "Bubblegum" ein neues Album veröffentlicht hat, beruht mehr auf einem Zufall als auf bewusster Planung. Im vergangenen Jahr begleitete er seine zwei Neffen in Seattle in ein Geschäft für Videospiele und erwähnte beiläufig, dass er das Angebot habe, einen Song für ein Spiel zu schreiben. "Für welches Spiel?" fragten die beiden. "Für 'Rage'." "Oh, mein Gott!!!", war die Reaktion der Teenager, "das musst du unbedingt machen!" Lanegan nahm das Angebot an und schrieb zusammen mit seinem alten Kumpel Alain Johannes den Song "Burning Jacob's Ladder". "Die Arbeit mit Alain hat so viel Spaß gemacht, dass daraus nach und nach ein ganzes Album geworden ist", erzählt der 47 Jahre alte Sänger. Es trägt den Titel "Blues Funeral" und ist ein überragendes modernes Blues-Album geworden.

Lanegans Wurzeln liegen im Grunge und in härteren Varianten des Rock. Mitte er 80er-Jahre gründete Lanegan die Screaming Trees, die sicher am meisten unterschätzte Band des damaligen Grunge-Hypes. Später gab er als Studiogast den Queens Of The Stone Age mit seinem nachtschwarzen Gesang eine ganz eigene Düsternis. Überhaupt zählt Lanegan zu den gefragtesten Rocksängern der Gegenwart: Greg Dulli, früher bei der Grunge-Band Afghan Whigs, gründete mit ihm die Gutter Twins, die britische Sängerin Isobel Campbell (Belle & Sebastian) gewann ihn für zwei Duo-Platten und ging mit ihm auf Tournee, Lanegan sang auf Platten der Walkabouts, mit Melissa Auf Der Maur, UNKLE und noch einer ganzen Reihe weiterer Künstler. "Ich hatte immer so viel zu tun, da blieb einfach keine Zeit, ein eigenes Album aufzunehmen", sagt er.

Thematisch suhlt Mark Lanegan sich auf "Blues Funeral" in den Abgründen der menschlichen Seele, wie er das seit 30 Jahren in seinen Songs tut. Lanegan hat diverse Abstürze und Entziehungskuren hinter sich, schon mit 18 Jahren nahm er zum ersten Mal harte Drogen und wurde damals zu einer einjährigen Haftstrafe wegen diverser Drogendelikte verurteilt. "Es gab ein paar Phasen in meinem Leben, da war ich so fertig, dass ich nicht wusste, wie es weitergehen soll", räumt er ein und nippt an seinem Tee. Seit ein paar Jahren ist er "clean" und dem Teufelskreis von Alkohol und Heroin entkommen.

Doch die Dämonen aus dieser Zeit sitzen weiter auf seinen Schultern und führen ihm die Feder beim Songschreiben. Auf "The Gravedigger's Song" wandert er über einen Friedhof, "Bleeding Muddy Water" ist das Lied eines Ertrinkenden, in "St. Louis Elegy" preist er den lieben Gott mit einem "Halleluja!", doch er weiß, dass er in die Hölle fahren wird.

Eine Nummer fällt aus dem Rahmen. Mit seinem Synthie-Beat passt "Ode To Sad Disco" eher auf eine 80er-Jahre-Pop-Platte als auf dieses sehr schwere Blues-Rock-Album. "Die Nummer ist eine Hommage an den Soundtrack von 'The Pusher'. Das ist eine Filmtrilogie, die Nicolas Winding Refn in den 90er-Jahren gedreht hat und die zu meinen Lieblingsfilmen gehört. Darauf gibt es eine Nummer, die ,Sad Disco' heißt. Die habe ich als Basis für den Track auf meinem Album genommen", erzählt Lanegan. Der inzwischen in Los Angeles lebende Sänger ist ein begeisterter Kino- und TV-Seriengucker. "Im Augenblick sehe ich gerade 'Boardwalk Empire', aber auch 'Breaking Bad' und 'The Wire' sind fantastisch!" Nicht verwunderlich, dass Lanegan gerade diese Serien so liebt: Sie spielen im Milieu der Drogendealer. Doch die Sucht nach dem nächsten Schuss ist für Lanegan vorbei: "Am glücklichsten bin ich, wenn ich mit meiner Freundin und meinen Hunden spazieren gehe."

Mark Lanegan Band Do 15.3., 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Eintritt 30,-; www.marklanegan.com