Der Fotogalerist Robert Morat aus Hamburg hat sich innerhalb weniger Jahre zu einem international gefragten Kunstexperten entwickelt.
Hamburg. Als Robert Morat 2004 seine Galerie an der Großen Reichenstraße eröffnete, konnte er nicht ahnen, welche internationale Bedeutung sein Name acht Jahre später in der Welt der Kunst und der Fotografie haben würde. Heute etwa stellt er im elften Stockwerk eines Gebäudes an der 34. Straße in New York, direkt gegenüber dem Empire State Building, die Bilder des amerikanischen Fotokünstlers Christian Patterson aus. Dort wird die Volta 8 eröffnet, eine der wichtigsten Messen für junge zeitgenössische Kunst. Einen Stand mieten kann man dort nicht ohne Weiteres, Kuratoren laden Künstler und ihre Galeristen zu der viertägigen Veranstaltung ein. Morat, der 40 Jahre alte Kunstkenner, empfindet das immer noch als besondere Ehre und Würdigung seiner Arbeit. Dabei hat er es inzwischen in die Weltspitze geschafft. Wichtigster Indikator dafür ist die Paris Photo: Dort dürfen sich einmal im Jahr die 100 wichtigsten Fotogalerien der Welt präsentieren. Morats gehört seit drei Jahren dazu.
Die Idee, eine Galerie zu eröffnen, kam dem ehemaligen Journalisten, der aus einer süddeutschen Fabrikantenfamilie stammt, sehr früh. "Bei uns zu Hause hat Kunst immer eine große Rolle gespielt", erzählt er. "Meine Eltern sind Sammler. Ich habe Kunstgeschichte und Germanistik studiert und mich schon sehr früh für moderne Kunst interessiert." So richtig Kunsthändler werden wollte er eigentlich nicht, junge Künstler zu fördern war ihm wichtiger. "Mit Vintage-Aufnahmen lässt sich viel Geld verdienen, doch ich wollte lieber ein Ermöglicher für junge und neue Positionen sein und ein Forum für junge Fotografen schaffen." Eine unverwechselbare Handschrift, die will er in Bildern sehen. Sie müssen ihn emotional packen, und sie sollen auf mehreren Ebenen lesbar sein. Danach sucht er seine Fotokünstler aus. Sorgfältig wählte er damals auch den Standort der Galerie im Kontorhausviertel: Die Nähe zu den Deichtorhallen und zum Haus der Fotografie war entscheidend.
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Wenn Robert Morat über seine Künstler wie Joakim Eskildsen, Jessica Backhaus oder Bertien van Manen spricht, leuchten die Augen hinter der großen Brille. "Wahnsinnig", das Wort benutzt er häufig. Seine Begeisterung steckt an. Doch so gut er reden kann und so gut er sich auskennt: Überreden würde er nie jemanden zum Kauf eines Bildes. Dafür ist die Szene zu distinguiert, besonders hier. "In Hamburg werden bei Ausstellungseröffnungen nur selten Bilder verkauft. Das wird später in aller Diskretion getan. Der Hamburger gibt nicht mit dem an, was er sich in seine Wohnung hängt."
Morat redet gerne über Kunst. Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, weshalb ihn Sammler schätzen. In New York ebenso wie in Berlin oder in Miami, wo sich jedes Jahr im Dezember die Kunstwelt trifft. Hier war Morat schon 2007 zum ersten Mal dabei.
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"Wir waren schnell auf Flughöhe und hatten schon nach zwei Jahren das erreicht, was in meinem ersten Businessplan nach fünf Jahren als realistisch eingeschätzt wurde", sagt er. Morat spricht von "wir", dabei ist seine Galerie ein Ein-Mann-Unternehmen. An fünf Tagen die Woche schließt er mittags seine beiden kleinen Galerieräume in den zwei ehemaligen Ladenwohnungen im Erdgeschoss auf. Zurzeit sind dort Arbeiten des Hamburger Fotografen Dirk Reinartz und des slowenischen Künstlers Roman Bezjak zu sehen. Zweimal am Tag empfängt er Kunststudenten oder junge Künstler zu Portfolio-Sichtungen, schaut kritisch deren Arbeiten an, gibt ihnen Ratschläge und hilft mit einem Kontakt weiter. "Wir selbst sind an eine Grenze gekommen und können keine weiteren Künstler mehr vertreten. Uns fehlt die Zeit für eine intensive Betreuung."
+++ Kunst sammeln ist eine Lebensart für sich +++
Expandiert hat Morat anderswo. Ende 2010, als die Wirtschaftskrise im Abklingen war und die von den Bankenpleiten empfindlich getroffene Kunstszene sich allmählich wieder erholte, eröffnete der Galerist in der Kleinen Hamburger Straße 2 in Berlin-Mitte einen Schauraum - um auch in der Hauptstadt eine Dependance zu haben. "Viele Sammler kommen nur nach London, Paris und Berlin. Da gibt es zehnmal so viele Galerien wie in Hamburg. Es ist wichtig, dort vertreten zu sein. Aber unser Hauptstandort bleibt natürlich Hamburg." 2009 war finanziell auch für Morat ein katastrophales Jahr, weil niemand in der Krise in Kunst investieren wollte. Doch inzwischen hat sich der Markt wieder erholt, und Morat und seine Künstler haben spätestens seit der Paris Photo Ende 2010 wieder gut verkauft.
Wenn Robert Morat in der kommenden Woche aus New York zurückkommt, bleiben ihm wieder nur ein paar Tage in der Hansestadt. Ende März geht es wieder über den Atlantik, nach Houston/Texas. Dort läuft bis Mitte April die FotoFest-Biennale, Amerikas älteste und größte Fotografie-Messe. Neben vielen Ausstellungen gibt es dort auch Portfolio-Sichtungen mit Experten aus aller Welt. Dort legen dann nicht Studenten ihre Mappen vor, sondern in der Regel arrivierte Fotografen, die mit Galeristen oder Verlegern über eine Ausstellung oder ein Buchprojekt verhandeln.
"Die FotoFest ist auch eine riesige Kontaktbörse", sagt Robert Morat. In diesem Jahr wurde er dort zum ersten Mal in die Expertenrunde eingeladen. Nicht verwunderlich angesichts des Rufs, den er sich mit seiner Galerie erworben hat. Morat kommentiert die Berufung in der ihm eigenen, sympathisch uneitlen Art: "Ich fühle mich geehrt."