Die Schauspielerin erhält Sonntag den Ulrich-Wildgruber-Preis. Ihre Hamburger Theaterjahre hat sie nicht vergessen, denkt gerne an sie zurück.
Hamburg. Caroline Peters freut sich wirklich. "Es ist mein erster Theaterpreis", sagt die Schauspielerin, die als Kommissarin Sophie Haas in der hoch gelobten TV-Serie "Mord mit Aussicht" bundesweit bekannt geworden ist. Am Sonntag erhält sie beim Neujahrsempfang im St.-Pauli-Theater den mit 10 000 Euro dotierten Ulrich-Wildgruber-Preis der Nordmetall-Stiftung. "Ich finde so toll, dass ich nicht nur nominiert wurde wie für den Nestroy-Preis in Wien, sondern dass mich eine Jury gemeinsam will." Und außerdem sei es eine besondere Auszeichnung, zu den Preisträgern zu gehören.
Gern denkt Caroline Peters, 40, zurück an ihre wilden Hamburger Jahre mit den ersten bahnbrechenden Pollesch-Inszenierungen am Schauspielhaus, die das Publikum in begeisterte Anhänger und erbitterte Gegner spalteten. "Tom Stromberg hatte mich von der Schaubühne in Berlin als Gast geholt", erzählt die gebürtige Mainzerin mit dem markanten Gesicht, der komischen Ader und einer liebenswert selbstbewussten und forschen Art. "Ich bin froh, so früh auf Pollesch und seine Methode des Inszenierens getroffen zu sein."
In den "www-slums"-Folgen ab 2000 kasperte, kreischte, schrie und tobte Peters im Spielerquartett der Pollesch-Soap aus dem Tollhaus der Globalisierung. "Auch den Trash von 'Splatterboulevard' auf der größten deutschen Sprechbühne habe ich total geliebt. Boulevard kann ein Spitzenvehikel für unsere Zeit sein." Pollesch mache durchaus kein Antitheater, widerspricht Peters, sondern in geradezu klassischem Sinn ein Theater, das in der Gegenwart entstehe und von ihr handle. "Pollesch schrieb - wie früher Molière, Shakespeare oder Nestroy - in der Nacht, und am nächsten Morgen haben wir uns die noch feuchten Texte in den Kopf gekloppt."
Seither experimentiert die nun fest am Wiener Burgtheater engagierte Schauspielerin leidenschaftlich zwischen den Genres, kann wenig mit den Grenzen zwischen "E" und "U" anfangen. "Ich will nicht dauernd das typische Repertoire spielen, die Figuren mit dem hohen C wie in der Oper geben, obwohl ich das auch gern mache." Peters wechselt jedenfalls mühelos von der Helena in Goethes "Faust II" zur ins Eifel-Kaff verschlagenen Großstadtpflanze und Powerfrau Haas von heute. Oder zu Kalauer, Komik und Slapstick der Wilde-Komödie "Ein idealer Mann" in der Bearbeitung von Elfriede Jelinek.
In Jelineks Trilogie "Das Werk/Im Bus/Ein Sturz" gastierte Caroline Peters zur Eröffnung des Hamburger Theaterfestivals 2011 und stand wieder auf der geliebten Schauspielhausbühne. Es war ein großartiges "Heimspiel" in der Regie der künftigen Kirchenallee-Intendantin Karin Beier. Bahnt sich da etwa eine Rückkehr an die Elbtreppe an, wo Peters früher in Hamburg immer wohnte? "Alles denkbar und möglich", antwortet sie diplomatisch. Fest im Terminkalender geplant sind der Dreh in Köln für weitere sechs Folgen "Mord mit Aussicht" und ein Psychothriller von Isabel Kleefeld.
Die Regisseurin ist für Peters in der Filmarbeit so prägend und wichtig, wie es Jelinek und Pollesch für das Theater sind. Für ihre in der Dorfgemeinschaft gemiedene Kleptomanin in "Arnies Welt" erhielt sie 2007 den Adolf-Grimme-Preis. Auch "Schlaflos" hat Peters mit Kleefeld gedreht. Der Erfolg von "Mord mit Aussicht" kam für sie völlig unerwartet. "Wir wollten etwas Kleines ausprobieren und einen etwas anderen Krimi als übliche ,Tatorte' machen."
Doch allein für ihre engagierte, kontinuierliche und risikofreudige Theaterarbeit hätte Caroline Peters, die ernsthafte Komödiantin von unverwechselbarer Persönlichkeit und kantigem Charme, den Ulrich-Wildgruber-Preis verdient. Was sie in Wien an Hamburg schmerzlich vermisst? "Die Elbe, den Hafen und natürlich den Kiez." Diesen Sonntag zur Preisverleihung gibt es ein freudiges Wiedersehen.