Scorseses “Hugo Cabret“ liegt im Oscar-Rennen vorne. Favorit ist jedoch “The Artist“. Auch der Deutsche Max Zähle aus Hamburg darf hoffen.
Gewinner der ersten Runde im Rennen um den Oscar, der am 26. Februar in Los Angeles verliehen wird, ist der Hollywood-Veteran Martin Scorsese. Mit elf Nominierungen für sein 3D-Fantasy-Märchen "Hugo Cabret" um einen Waisenjungen im Paris der 1930er Jahre liegt er vorne. Möglicherweise bringt der Film Scorsese eine weitere Regie-Trophäe und den Goldjungen als „Bester Film“ ein. Die meisten Nominierungen entfielen jedoch auf Nebenkategorien.
Scorseses „Hugo“ ist auch eine Hommage an die Anfänge des Films um den französischen Trickfilmpionier Georges Méliès. Aus dessen Heimat kommen die eigentlichen Stars der diesjährigen Oscar-Saison: Das Team um den französischen Regisseur Michel Hazanavicius lässt mit dem Stummfilm „The Artist“ schon seit Wochen Hollywoods große Stars verstummen. Die kleine Schwarzweiß-Produktion hat mit zehn Nominierungen für den begehrtesten Filmpreis der Welt Großes geleistet. Mit seiner Liebeserklärung an die Silent Movies von Hollywoods verflossener Stummfilm-Ära hat Hazanavicius schon drei Golden Globes und zahlreiche andere Trophäen gewonnen.
Mon dieu!, vor wenigen Monaten hatte von Hazanavicius in Hollywood noch niemand gehört, nun quälen sich alle damit herum, seinen Namen richtig auszusprechen. Bei den Oscars könnte er die wichtigsten Preise abräumen, darunter für den besten Film, als Regisseur und Drehbuchautor, für Jean Dujardin als bester Hauptdarsteller und Bérénice Bejo als beste Nebendarstellerin. Der Nebenrollen-Oscar bliebe gleich in der Familie, denn der Regisseur und sein schöner Star sind ein Paar.
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Doch bei den Oscars ist auch auf Altbewährtes Verlass. Als „Die eiserne Lady“ überzeugte Meryl Streep (62) in der Rolle der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher die knapp 6000 Academy-Juroren. Rekordhalterin Streep holte sich damit ihre 17. Oscar-Nominierung. Gewonnen hat sie erst zwei Mal, und das liegt Jahre zurück (1979 „Kramer vs. Kramer“, 1982 „Sophie’s Choice“).
Auch Hollywood-Darling George Clooney brachte es als gestresster Vater und betrogener Ehemann in dem humorigen Drama „The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten“ zu einer weiteren Nominierung: Seine vierte als Schauspieler, seine sechste insgesamt, einen Nebenrollen-Oscar für „Syriana“ hat er schon im Regal.
Die Filmakademie muss es Woody Allen längst verziehen haben, dass er seine Oscars nie selbst abholt. Der Hollywood-scheue New Yorker hat für seine Pariser Romanze „Midnight in Paris“ vier Nominierungen erhalten, darunter seine 15. als Drehbuchschreiber.
Doch bei der Verkündung der Oscar-Nominierungen im Morgengrauen in Hollywood gab es auch Überraschungsschreie. Das Terror-Drama „Extremely Loud & Incredibly Close“ schaffte es unerwartet auf die Liste der neun Kandidaten für den „Besten Film“. Der Film von Regisseur Stephen Daldry („Der Vorleser“) mit den Oscar-Preisträgern Tom Hanks und Sandra Bullock war bei den Kritikern recht zwiespältig angekommen und bei den Golden Globes völlig untergangen. Es ist die Story eines New Yorker Jungen, der seinen Vater bei den Terroranschlägen vom 11. September verlor.
Die Oscar-Juroren würdigten auch Terrence Malicks philosophisches Drama „The Tree of Life“, das bei den Filmfestspielen in Cannes die Goldene Palme gewonnen hatte. Der komplizierte Film mit Brad Pitt als unnachgiebiger Vater könnte den Oscar für Regie, besten Film und Kamera gewinnen.
Auch zwei deutsche Filmemacher sind unter den Nominierten für den begehrten Goldjungen. Die 3D-Hommage "Pina" von Wim Wenders über die 2009 gestorbene legendäre Tänzerin Pina Bausch, die Gründerin des Wuppertaler Tanztheaters, ist für den Oscar in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" nominiert. Dort muss er sich gegen vier Mitstreiter durchsetzen um am 26. Februar in Los Angeles den begehrtesten Filmpreis der Welt zu bekommen.
"Pina" hatte anfangs doppelte Oscar-Chancen, denn der Film war für Deutschland auch ins Rennen um den Auslands-Oscar gezogen. Bei einer Vorauswahl schaffte es "Pina" in der Sparte "nicht-englischsprachiger Film" zwar in die Gruppe von neun Spitzenkandidaten, konnte sich am Dienstag aber nicht unter den Top Fünf-Nominierten platzieren.
Der Hamburger Nachwuchsregisseur Max Zähle ist für seinen Kurzfilm „Raju“ in der Kategorie des „Live Action“-Kurzfilms nominiert worden. „Ich bin einfach sprachlos, dankbar und auch stolz. Es ist unfassbar und ich bin überglücklich“, sagte Zähle. Neben ihm sind vier weitere Anwärter in dieser Kategorie nominiert.
Der Kurzfilm „Raju“ entstand im Jahr 2010 als Abschlussfilm von Zähles Studium an der Hamburger Media School und wurde im Juni 2011 bereits mit dem bronzenen Student Academy Award in der Kategorie „Bester Auslandsfilm“ ausgezeichnet. Der Film thematisiert den illegalen Kinderhandel in Indien. Als ein deutsches Paar in Kalkutta den fünfjährigen Raju adoptieren will, stellt sich heraus, dass das Kind keine Waise ist. Der Junge wurde seinen Eltern weggenommen.
Bei den Oscar-Nominierungen setzte sich „Raju“ unter mehr als 100 eingereichten Filmen durch. „Die Oscarnominierung ist der Ritterschlag in der Branche. Es ist eine unglaubliche Ehre, dass wir es mit unserem Abschlussfilm und einem so engagierten Thema bis hierhin gebracht haben“, sagte Stefan Gieren, Produzent des Projektes.
Die Nominierungen in den wichtigsten Sparten:
Bester Film:
- „The Artist“
- „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“
- „Extremely Loud & Incredibly Close“
- „The Help“
- „Gefährten – War Horse“
- „Midnight in Paris“
- „Hugo Cabret“
- „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“
- „The Tree of Life“
Beste Regie:
- Woody Allen („Midnight in Paris“)
- Martin Scorsese („Hugo Cabret")
- Michel Hazanavicius („The Artist“)
- Alexander Payne („The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“)
- Terrence Malick („Tree of Life“)
Bester Hauptdarsteller:
- George Clooney („The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“)
- Jean Dujardin („The Artist“)
- Brad Pitt („Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“)
- Gary Oldman („Dame, König, As, Spion“)
- Demián Bichir („A Better Life“)
Beste Hauptdarstellerin:
- Viola Davis („The Help“)
- Meryl Streep („Die eiserne Lady“)
- Michelle Williams („My Week With Marilyn“)
- Rooney Mara („Verblendung – The Girl With The Dragon Tattoo“)
- Glenn Close („Albert Nobbs“)
Bester Nebendarsteller:
- Christopher Plummer („Beginners“)
- Kenneth Branagh („My Week with Marilyn“)
- Jonah Hill („Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“)
- Nick Nolte („Warrior“)
- Max von Sydow („Extremely Loud & Incredibly Close“)
Beste Nebendarstellerin:
- Jessica Chastain („The Help“)
- Bérénice Bejo („The Artist“)
- Octavia Spencer („The Help“)
- Janet McTeer („Albert Nobbs“)
- Melissa McCarthy („Bridesmaids“)
Nicht-englischsprachiger Film:
- „Nader und Simin – Eine Trennung“ (Iran)
- „In Darkness“ (Polen)
- „Footnote“ (Israel)
- „Bullhead“ (Belgien)
- „Monsieur Lazhar“ (Kanada)
Dokumentarfilm:
- „Pina“
- „Undefeated“
- „Paradise Lost 3: Purgatory“
- „Hell and Back Again“
- „If a Tree Falls: A Story of the Earth Liberation Front“
Mit Material von dpa und dapd