Der Sender Russia Today kündigt den internationalen Sendebeginn für März an
Hamburg. Der Zeitpunkt der Ankündigung ist klug gewählt: In der kommenden Woche entscheidet der britische Oberste Gerichtshof endgültig darüber, ob Julian Assange, der Gründer des Enthüllungsportals WikiLeaks, nach Schweden ausgeliefert wird. Dort soll er sich wegen des Vorwurfs der sexuellen Nötigung vor Gericht verantworten. Vorher bringt sich Assange mit einer zwar detailarmen, dafür aber umso vollmundiger formulierten Ankündigung wieder ins mediale Gespräch, aus dem er in den letzten Monaten so gut wie verschwunden war.
Ab März werde seine eigene Talkshow gesendet, in der der "Vorreiter für eine gerechtere Welt" mit "politischen Schlüsselfiguren, Intellektuellen und Revolutionären aus aller Welt" diskutieren werde, ließ der 40 Jahre alte Australier via WikiLeaks ankündigen. Thema der auf zehn halbstündige Folgen angelegten Reihe solle "die Welt von morgen" sein, Assange verspricht "ein neues Showformat, das die "Philosophien" seiner Gäste "klarer als je zuvor" untersuchen werde.
Wie genau die Sendung ablaufen wird und wer die "Bilderstürmer, Visionäre und politischen Insider" sind, die beim selbst ernannten "Opfer politischer Repression" zu Gast sein werden, das sei noch geheim. Allerdings weiß man seit gestern zumindest, wer sich die Senderechte an der von der weitgehend unbekannten Firma Quick Roll Productions produzierten Reihe gesichert hat: Der russische Nachrichtensender Russia Today (RT) gab gestern bekannt, dass er das noch namenlose Format exklusiv senden werde. Die erste Folge werde noch vor Assanges erstem Anhörungstermin am 1. Februar in Großbritannien aufgezeichnet, wo Assange unter Hausarrest steht, Sendebeginn sei im März.
RT versteht sich als russisch orientierte Konkurrenz zu global operierenden Nachrichtensendern wie CNN und BBC. Der weltweit über Kabel und Satellit zu empfangende Sender wurde aber international wiederholt wegen zu großer Kreml-Nähe kritisiert. Er gehört der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Novosti, zu deren Aufgaben auch die Veröffentlichung offizieller Verlautbarungen der russischen Regierung gehört.