Weil der Film alle seine Figuren ernst nimmt und Jonas selber eher als liebenswerten Chaoten denn als Volltrottel darstellt, kann man dieser Mischung aus Dokumentarischem und Erfundenem durchaus gut zuschauen.

Es ist seine letzte Chance: Wird der mehrfache Sitzenbleiber Jonas an einer Brandenburger Gesamtschule doch noch seinen Abschluss machen können? Wird das Lehrerkollegium am Ende seiner Probezeit seinem Verbleib an der Schule zustimmen? Was nach einem Alltagsdrama klingt ist die neueste Kinokomödie von Christian Ulmen. Denn Jonas ist gar kein 18-jähriger Schüler, sondern eben jener Schauspieler. Der schlüpft hier, nach einer Reihe von Kinofilmen, in denen er ziemlich schusselige Charaktere verkörperte, in eine fremde Identität und knüpft dabei an seine Fernsehserie "Mein neuer Freund" an. Er liefert ein Kino-Experiment, in das die Lehrer, nicht aber die Schüler eingeweiht waren. Es dauert zwar einige Zeit, bis man sich als Zuschauer daran gewöhnt hat, dass der 36-jährige Ulmen hier zum halb so alten Schüler mit Pilzkopffrisur mutiert, aber es funktioniert.

+++ Der ewige Kindskopf +++

Wird Jonas, der mehr an der Gründung einer Band interessiert scheint als am Unterricht, doch noch die Kurve kriegen? Und wie wird die Musiklehrerin reagieren, wenn er ihr endlich gesteht, dass er sich in sie verliebt hat? Weil der Film alle seine Figuren ernst nimmt und Jonas selber eher als liebenswerten Chaoten denn als Volltrottel darstellt, kann man dieser Mischung aus Dokumentarischem und Erfundenem durchaus gut zuschauen.

Ulmen, der in Neuwied geborene und in Hamburg aufgewachsene Dampfplauderer, schlüpfte gerne in skurrile und auch mal depperte Rollen, die schon lange bevor Christoph Maria Herbst ("Stromberg") den TV-Bildschirm eroberte, eine Empfindung in uns hervorrief, die wir heute allgemein als "Fremdschämen" bezeichnen. In der Disziplin, die ebendiese Erfahrung hervorzurufen vermag, ist vor allem Ulmens psychologische Meisterleistung "Mein neuer Freund" unerreicht. Die von ihm in diesem Format dargestellten Charaktere sind vor allem eines: peinlich. Aber auch: wahnsinnig lustig.

Schauspieler Christian Ulmen hat bei den Dreharbeiten zu seinem Sitzenbleiber-Film „Jonas“ übrigens erstaunliche Parallelen zu seiner eigenen Schulzeit festgestellt: „Die Mathelehrer sehen noch genauso aus und machen die gleichen Witze, was ich unfassbar fand“, sagte der 38-Jährige der „B.Z.“ Und weiter: „Bei denen ist das offenbar keine Generations-, sondern eine Typ-Frage“, fügte er hinzu.

Jonas D 2011, 110 Min., ab 6 J., R. Robert Wilde, D: Christian Ulmen, täglich im Abaton, Cinemaxx Dammtor, Studio-Kino, UCI Mundsburg/Othmarschen, Smart-City; Internet: www.jonas-derfilm.de