Regisseur Daniel Wahl inszenierte die deutsche Erstaufführung des Jugendstücks “Punk Rock“ als Koproduktion mit dem Jungen Schauspielhaus.

Hamburg. Was in sogenannten School-Shootern wirklich vorgeht, können Psychologen nur am jeweiligen Fall versuchen zu ergründen. Generelle Erklärungen für die Ursachen von Amokläufen, wie sie in Winnenden, Emsdetten oder Erfurt passierten, gibt es nicht.

Auch Autor Simon Stephens hat in seinem neuen Stück „Punk Rock“ keine Antworten parat. „Ich tat es, weil ich es konnte“, lässt er Amokläufer William (überzeugend: Sören Wunderlich) in seinem Schlussmonolog sagen.

Stephens gibt allerdings eine Ursachenkette für das Durchdrehen des Träumers und Lügners vor. Der lange Lulatsch in der uncoolen grauen Schlabberweste mag sich nicht. Er hört manchmal Stimmen und blitzt bei der neuen Schülerin Lilly (Julia Nachtmann) ab. Er bekommt Streit mit dem Klassen-Kraftmeier Bennet (Aleksandar Radenkovic), hat zudem Prüfungsstress und ist getroffen vom Tod seines Lieblingslehrers.

Das bleibt alles recht durchsichtig und vorsehbar. Bei den Charaktertypen – vom gequälten Streber mit Brille bis zur gedemütigten „Fetten“ – wie auch in den sieben sich gewaltmäßig zuspitzenden Szenen.

Regisseur Daniel Wahl walzt die Rededuelle wirkungssicher auf der bühnenbreiten realistischen Schulhoftreppe und dem Platz zwischen Kopierer und Tischtennisplatte aus (Bühne: Viva Schudt). Den Schauspielern gelingt es, aus dem kleinen Stück – es ist ungleich schwächer als „Pornographie“ – für sich herauszuholen, was möglich ist – etwa in der finalen Auseinandersetzung zwischen William und Lilly.

Weil Nadine Schwitters und Thorsten Hierse vom Jungen Schauspielhaus beim Schüler-Bashing mitmischen, wird die Inszenierung als Koproduktion mit dem Jungen Schauspielhaus verkauft. Unnötig das zu betonen: “Punk Rock“ ist Jugendtheater und gehört in den Malersaal. Der füllt aber nicht die Kassen mit Mengen von Schulklassen. Nach dem Beifall der jungen Leute in der Premiere zu schließen, könnte die Rechnung aufgehen.

Weitere Vorstellungen am 20. und 26.3, 20 Uhr, Deutsches Schauspielhaus, Kirchenallee 39, Karten unter T..24.87.13 oder www.schauspielhaus.de