Wie immer ist mächtig viel los auf dem internationalen Filmfestival in Berlin - der Berlinale. Wir haben die Ereignisse für sie zusammengefasst!

Preis der deutschen Filmkritik für „Salami Aleikum“

Die Liebeskomödie „Salami Aleikum“ ist mit dem Preis der deutschen Filmkritik für den besten Debütfilm 2009 ausgezeichnet worden. Das teilte das ZDF zur Verleihung am Montagabend bei der Berlinale mit. Der Fernsehsender ist Koproduzent des Films von Ali Samadi Ahadi. Die undotierte Auszeichnung wird vom Verband der deutschen Filmkritik für die besten deutschen Produktionen vergeben, die in den Kinos zu sehen waren. Ein Sendetermin im ZDF steht noch nicht fest.

Berlinale hat keine Spur von Banksy

Die meisten Stars lassen sich gerne auf dem roten Teppich sehen. Nicht so der britische Streetart-Künstler Banksy, der seine Identität geheim hält. War er bei der Europapremiere seines Dokufeatures „Exit Through The Gift Store“ am Sonntagabend? „Er hat keine Zeichen hinterlassen, wir haben keine Spuren entdeckt“, hieß es am Montag bei der Berlinale. Die Pressekonferenz fiel aus. Stattdessen schickte der Brite eine Videobotschaft nach Berlin. Vielleicht war/ist Banksy aber doch da. Zu erkennen wäre das an einem seiner typischen Schablonenbilder im Straßenbild. Sein Markenzeichen ist eine kleine Ratte.

Film über Missbrauch – „Postcard to Daddy“

Es gibt Filme auf der Berlinale, die ungeahnt aktuell klingen. In der Reihe „Panorama Dokumente“ wird am Dienstag ein Film über Missbrauch präsentiert – was an die Schlagzeilen um die Fälle erinnert, die am Berliner Canisius-Kolleg und anderen katholischen Einrichtungen bekanntwurden. „Postcard to Daddy“ ist allerdings eine autobiografische Familiengeschichte. Filmemacher Michael Stock arbeitet darin seine traumatische Vergangenheit auf, wie es in der Ankündigung heißt.

DDR-Delegation nahm Renate Krößner den Bären weg

Renate Krößner („Solo Sunny“) bekam 1980 als erste DDR-Schauspielerin einen silbernen Bären – und war ihn noch am selben Abend wieder los. Die Delegation habe ihr die Auszeichnung des „Klassenfeindes“ abgenommen, wie die heute 64-Jährige in der „Berliner Morgenpost“ (Montag) erzählt. „Erst am nächsten Morgen wurde mir klar, die geben ihn dir nicht zurück!“ Sie bekam ihn dann doch wieder: Nachdem die Westmedien groß über den Fall berichtet hatten, gab es einen Anruf des Filmministeriums, sie möge doch einmal vorbeischauen. Dort habe sie den Preis dann zum zweiten Mal überreicht bekommen, zusammen mit einem Sekt. Trotzdem: Der silberne Bär ließ Krößner suspekt erscheinen. Hinterher habe es lange Zeit keine Arbeit mehr für sie gegeben.

Regisseur findet Haiti-Bild zu negativ

Der haitianische Filmregisseur Raoul Peck findet das Bild, das die Medien von seinem Heimatland zeichnen, zu negativ. Peck sagte am Montag im Deutschlandradio Kultur, wenn man die Presse verfolge, denke man, Haiti leide ständig unter großen Katastrophen. Aber das Land sei so lebendig, es sei so viel los und die Leute gäben nicht auf. „Haiti hat ich weiß nicht wie viele Ärzte produziert, Ingenieure, überall in der Welt gibt es Haitianer“, betonte Peck. Er war von 1996 bis 1997 haitianischer Kulturminister. Sein Spielfilm „Moloch Tropical“ stand am Montagabend bei der Berlinale als Special auf dem Programm. Er wurde im Norden der Insel gedreht – vor dem verheerenden Erdbeben.

Mittermeier präsentiert Film bei Cinema for Peace

Michael Mittermeier hat inkognito einen Film über einen inhaftierten Comedian aus Birma gedreht. Der deutsche Spaßmacher übernahm in dem Kurzfilm von Regisseur Rex Bloomstein erstmals die Rolle des Produzenten. Der Birmane Zarganar wurde zu 59 Jahren Haft verurteilt, weil er Witze über das Regime seines Landes erzählte. „Man denke nicht, dass Comedy und Tragödie eine Verbindung haben“, sagte Michael Mittermeier am Montag in Berlin. „Ich hoffe, dass die Welt den Namen dieses Mannes kennenlernt.“ Einen ersten Auszug der Dokumentation wollte Mittermeier auf der Friedensgala Cinema for Peace am Montagabend vorstellen.

Die Wohltätigkeitsveranstaltung gilt als gesellschaftlicher Höhepunkt am Rande der Berlinale, sie gehört aber nicht zum offiziellen Programm. Angekündigt haben sich unter anderem Christopher Lee und Liam Neeson („Schindlers Liste“). Cinema for Peace gebe Menschen die Möglichkeit, sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort für die richtige Sache auszusprechen, sagte der einstige Sowjet-Präsident Michail Gorbatschow vor der Gala in Berlin. Er ist Stammgast bei Cinema for Peace.

Chinesischer Regisseur Yimou kämpft weiter gegen Zensur

Zhang Yimou, preisgekrönter Regisseur von Filmen wie „Rotes Kornfeld“ und „Hero“, muss in China weiterhin gegen Zensur kämpfen. „Es hat sich nicht wirklich viel verändert“, sagte Yimou am Montag bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa und anderen Medien. „Die Zensur ist ein nationales und politisches System.“ Seine Bekanntheit über die Landesgrenzen hinaus sei dabei ein zusätzliches Problem. „Offizielle Stellen haben mir einmal gesagt: „Weißt du, wenn du ein unbekannter Regisseur wärst, würden wir diesen oder jenen Satz durchgehen lassen. Aber weil du es bist und so viel Aufmerksamkeit auf dich ziehst, sind wir lieber besonders vorsichtig, denn wir wollen keinen Ärger.“

Yimou, der bei den Olympischen Spielen 2008 in China die Eröffnungs- und Schlusszeremonie inszenierte, zeigt auf der Berlinale sein aktuelles Werk „Eine Frau, eine Waffe und ein Nudelgeschäft“. Es läuft im offiziellen Programm im Wettbewerb und ist ein Remake des Films „Blood Simple“ des US-amerikanischen Regie-Duos Ethan und Joel Coen.

Yimou verlagert die Geschichte jedoch von einer amerikanischen Kleinstadt in ein Dorf im alten China – unter anderem auch wegen der Zensur. „Ich hätte die Geschichte im heutigen China spielen lassen können“, erzählte der 58-jährige Yimou, der mit „Rotes Kornfeld“ 1988 den Goldenen Bären gewann. „Aber dann hätte ich möglicherweise Probleme mit der Zensur bekommen. Immerhin gibt es sehr sensible Themen wie das Töten von Menschen und korrupte Polizisten. Indem ich es also ins alte China verlegt habe, hatte ich mehr Freiheiten.“

In China gibt es zwei Stufen der Zensur, wie der Regisseur erklärte. Zuerst müsse das Drehbuch durchgehen, dann der Film. „Dabei muss man auch beachten, dass wir in China kein System zur Altersbegrenzung der Zuschauer haben. Jede Szene muss daher auch für Kinder geeignet sein.“ Aus diesem Grund sei auch „Eine Frau, eine Waffe und ein Nudelgeschäft“ etwas geändert worden. „Aber nicht viel“, sagte Yimou. So hätten die Behörden beispielsweise Angst gehabt, dass einige Szenen zu brutal sein könnten.

Er habe sich als Künstler jedoch auch bewusst dafür entschieden, die Vorlage der Coen-Brüder deutlich zu verändern. Während „Blood Simple“ beispielsweise an einen Film Noir erinnert, ist „Eine Frau, eine Waffe und ein Nudelgeschäft“ eher eine Komödie. „Ich habe so viel verändert, weil ich es interessant fand, etwas völlig Neues aus der Geschichte zu machen“, so Yimou. Er habe das Original so stark verändern wollen, dass Zuschauer die Vorlage nicht mehr erkennen können. „Ich fand das sehr spannend.“ Außerdem habe er auf diese Weise seinen eigenen Stil durchsetzen und so etwas wie ein chinesisches Märchen erzählen können.