Hamburg. Fußball, Homosexualität und Theater passen für viele Ballfans nicht unbedingt zusammen. Axel Schneider stellte in einer öffentlichen Diskussion in den Kammerspielen Chris Chibnalls Solostück "Seitenwechsel" vor. Es handelt vom britischen Trainer George. Wegen eines Kusses im Siegestaumel nach einem Match verliert er den Job, seine Familie und die Karriere. Intendant Schneider, der schon mehrere Crossover-Projekte von Kunst und Sport durchführte, inszeniert mit Stefan Jürgens das Stück, das am 9. Februar in den Kammerspielen Premiere hat.
Der Regisseur und der Schauspieler debattierten das "heiße Thema" in der von Ronny Blaschke moderierten öffentlichen Gesprächsrunde mit dem DFB-Ehrenvizepräsidenten Karl Schmidt und dem früheren DDR-Auswahlspieler Marcus Urban. Urban hatte sich 1994 geoutet und berichtete über sein Versteckspiel, an das er sich wie an einen Dauerschmerz gewöhnt habe. "Ich war bereits aus dem Profi-Sport ausgeschieden, als ich den Schritt gewagt habe", gab er dann zu und äußerte sich skeptisch über die Erwartung von Profi-Spielern, sich als schwul zu outen. Schauspieler Jürgens legte einen Finger in die Wunde und erinnerte an das Interview von Christoph Daum, in dem er Homosexuelle mit Kinderschändern gleichgesetzt hatte, sich dafür aber nie öffentlich entschuldigt habe. Schmidt, der für den verhinderten DFB-Präsidenten Theo Zwanziger gekommen war, verwies auf dessen liberale Einstellung gegenüber den Tabuthemen im Fußball.
Warum sollten sich schwule Spieler outen, fragte Stefan Jürgens. "Es geht uns nichts an, es geht nur darum, ob sie gut sind oder nicht." Die Einstellung gegenüber Homosexuellen in der Gesellschaft müsse sich ändern. "Wir sind zwar auf dem richtigen Weg, aber noch lange nicht dort angekommen, wo wir hinmüssen. Es geht um die Haltung des Einzelnen, die man auch spüren muss." Das Gespräch zeigte bereits: "Seitenwechsel" wird auch nach der Premiere für Fragen und kontroversen Diskussionsstoff sorgen.
Seitenwechse l 9.2., 20 Uhr, Kammerspiele, Karten: T. 0800-413 34 40