Hamburg. "Machine Fucking Head! Machine Fucking Head!" Ein Ruf dröhnt wie Donnerhall durch die seit Monaten ausverkaufte Große Freiheit. Dass mit Hatebreed (Zahn-OP des Sängers) und All Shall Perish (kurzfristig aufgelöst) gleich zwei Vorbands abgesagt haben, stört hier kaum jemanden, solange die Thrash-Metaller aus Oakland nur ordentlich aufs Gas drücken. Und das tun sie.
Vor drei Jahren erschien das Machine-Head-Meisterstück "The Blackening", seitdem ist die Band fast ununterbrochen auf Tour. In Hamburg bestritten Frontmann Robert Flynn und seine Mannen im vergangenen Mai das Metallica-Vorprogramm und waren danach in Wacken zu sehen, nur eine echte Headliner-Tour, die kam einfach nicht zustande. Bis jetzt. Nun feuert Machine Head aus allen Rohren. "Heute gibt's Songs, bis bisher so gut wie nie live zu hören waren", bellt Flynn ins Mikro und knallt der euphorisierten Masse mit "Spine" vom zweiten Album "The More Things Change ..." (1997) tatsächlich einen ziemlich raren Wutbrocken entgegen. Dass die Band zu laut spielt und der Sound, anders als beim besser ausgesteuerten Support Caliban, einigermaßen undifferenziert ist: Nebensache. Hier werden Fäuste geballt, Teufelshörner gereckt und Klassiker wie "The Blood, The Sweat, The Tears" oder "Davidian" textsicher mitgebrüllt. Immer wieder angefeuert von einer Band, der das Adrenalin Oberkante Unterlippe zu stehen scheint. Wie den Fans in den ersten Reihen, die so wild aufeinander losspringen, als wären blaue Flecken das neue hippe Ding.
Plötzlich erklärt sich auch, warum Machine Head, einst als legitimer Metallica-Nachfolger gehandelt, den Sprung in die Erste, Stadion füllende Liga nie geschafft hat: Die Gewichte stemmenden Tätowierstuben-Stammkunden sind einfach zu wütend und wild, um einen Metal-Mainstream zu erreichen, der auch auf melodiöse Partykracher steht. Was natürlich nicht gegen Machine Head spricht, aber kaum erwarten lässt, dass diese Kraftbolzen jemals die Color-Line-Arena füllen. Auch wenn sie sich mit T-Shirt-Preisen von 30 Euro ansonsten bereits auf Champions-League-Niveau bewegen.