Auch Chefredakteur Andreas Nölting muss gehen. Für ausschließlich werbefinanzierte Online-Portale wird es eng.
Hamburg. Dass in der größten Krise in der Geschichte der Medien die Redaktionen verkleinert werden und Chefredakteure ihren Hut nehmen müssen, ist an sich nichts Besonderes. Doch was bei jenem Objekt geschieht, das seinen Sitz in der Willy-Brandt-Straße 20 hat, ist schon bemerkenswert.
Es handelt sich nämlich nicht um einen Titel der angeblich moribunden Printbranche, sondern um ein Online-Portal. Die Redaktion der Site wird auch nicht einfach nur verkleinert, sondern voraussichtlich halbiert. Und schließlich trägt das von den Kürzungen betroffene Portal einen klangvollen Namen: Die Rede ist von manager-magazin.de.
Die Hälfte der gut zwanzigköpfigen Redaktion wird das Portal wohl verlassen müssen. Wie der Branchendienst Kress.de meldet, muss auch Chefredakteur Andreas Nölting gehen. Nach Informationen des Abendblatts werden mit ihm schon seit geraumer Zeit Gespräche über eine Auflösung seines Vertrags geführt. Offiziell mag man sich bei manager-magazin.de, das Teil der Spiegel-Gruppe ist, dazu nicht äußern.
Das "Manager Magazin" gehört zu den besten Adressen der deutschen Wirtschaftspublizistik. Es ist wohl der einzige noch halbwegs profitable Titel, dieses von der Krise besonders hart getroffenen Segments. Sein werbefinanzierter Online-Auftritt steckt jedoch so tief in den roten Zahlen, dass künftig die Print-Redaktion den verbliebenen Onlinern zur Hand gehen muss. Intern spricht man von einer engeren "Verzahnung".
Dabei waren die Online-Ableger der Printtitel einst gegründet worden, um Anzeigenverluste der Mutterhefte auszugleichen. Geklappt hat das fast nirgendwo. Und die einschneidenden Kürzungen bei manager-magazin.de sind ein weiterer Beleg für die These, dass sich Qualitätsjournalismus im Internet - abgesehen von wenigen, sehr spitz positionierten Angeboten - allein durch Werbung nicht finanzieren lässt.
In der Branche hat man daraus Konsequenzen gezogen: Die "New York Times" will laut Presseberichten künftig für Teile ihres Online-Angebots Geld verlangen. Ähnliche Pläne gibt es im Reich des weltweit operierenden Medientycoons Rupert Murdoch ("Times", "New York Post"). Das Abendblatt verlangt schon seit gut einem Monat von Nicht-Abonnenten eine Gebühr für seine Lokal- und Regionalberichterstattung im Netz.
Bei manager-magazin.de gibt es keine Bezahlinhalte. Und abgesehen von Plänen für ein womöglich kostenpflichtiges E-Paper wird es dergleichen auch künftig nicht geben. Wie es heißt, scheut man davor zurück, als erstes deutsches Wirtschaftsportal Paid Content anzubieten.
Natürlich weiß niemand, ob sich Bezahlinhalte im Netz auf Dauer durchsetzen. Doch was geschehen kann, wenn man als Anbieter journalistischer Inhalte ausschließlich auf Werbung setzt, ließ sich zuletzt am Beispiel der "Netzeitung" beobachten, die sich 2009 von ihrer Redaktion trennte. Sie versteht sich nun als "automatisiertes Nachrichtenportal", dessen News ein Computerprogramm zusammenstellt.