Hamburg. Unter "Armer Ritter" verstehen wir landläufig eine Süßspeise auf Weißbrotbasis. Damit hat die Uraufführung von "De arme Ridder", Regie Adelheid Müther, im Ohnsorg-Theater nichts zu tun. In Meike Meiners plattdeutscher Fassung von Stefan Vögels Komödie geht es in der Tat um einen verarmten Burgherrn, der sich im Zentrum einer Generationenkomödie mit ernstem Hintergrund wiederfindet.
Die einzige Freude des pensionierten Edelinternatsleiters Ludwig von Schwitters (Wilfried Dziallas) in der Seniorenresidenz "Freudenau" sind die sonntäglichen Trivial-Pursuit-Runden auf seinem Zimmer. Bühnenbildnerin Katrin Reimers hat es wahrscheinlich bewusst hässlich als Mix aus Antiquitäten und Heimmobiliar angelegt. Hier schnackt und zickt eine vierköpfige Seniorenrunde vor sich hin. Von Schwitters selbst gefällt sich in der Rolle des miesepetrigen Besserwissers.
Bewegung kommt in den Heimalltag, als von Schwitters' Essensbote durch die junge Paula ersetzt wird. Allerdings trieft die Kombination "alter Lehrersnob trifft auf sozial schwache, ungebildete alleinerziehende Mutter" vor Klischees. Und dann offenbart die sich durch den tristen Alltag rappende junge Frau auch noch plötzlichen Bildungshunger. Erst beschimpft sie ihren Mentor als "alten Widerling", um in ihm wenig später den letzten wahren "Ritter" der Männerwelt zu entdecken - das wirkt, mit Verlaub, wie mit der Brechstange.
Allein die lebensnah aufspielenden Darsteller retten vor solchen dramaturgischen Untiefen. Wilfried Dziallas zieht alle Register eines nordischen Flachlandekels mit Bildungsdünkel und offenbart auch ein paar Leichen im Lebenskeller. Birte Kretschmer stattet ihre Paula mit der Aura eines angeschossenen Rehs aus, das zur Kämpferin wird und sogar die Senioren noch ans Rappen bringt.
De arme Ridder nächste Vorstellungen bis 27.2., Ohnsorg-Theater, Große Bleichen 23-25, Karten unter T. 35 08 03 21