Hamburg. Ein Konzert von Fever Ray ist wie ein Bilderrätsel. Über die Bühne wabert dichter Räucherstäbchennebel. Es riecht wie in einem indischen Ashram. Vereinzelt glimmt eine Wohnzimmerlampe auf. Als gigantische Laserstrahlen und erste Soundfetzen die ausverkaufte Kampnagelhalle beim einzigen Deutschlandkonzert durchzucken, lassen sich auch die Schemen der fünf verhüllten Musiker ausmachen.
In der Mitte vermutet man die Schwedin Karin Dreijer Andersson, besser bekannt als eine Hälfte des Elektroduos The Knife. Anderssen wühlt derzeit mit ihrem Soloprojekt Fever Ray die Musikgemeinde auf. Mit irritierend mäandernden Songs, häufig unrhythmisch und nur zusammengehalten von Anderssons faszinierend schriller Stimme. Manchmal wird die düstere Messe auch tanzbar, wie beim fetzigen "When I Grow Up". Reminiszenzen an Japan, Depeche Mode und Peter Gabriel sind unüberhörbar, erklingen aber im eigenen innovativen Wave-Kontext.
Nach einer guten Stunde ist der Zauberspuk vorbei. Und so wortlos wie sie gekommen sind, sind die Musiker verschwunden.