Seit 1. Oktober ist Bernd Roock NDR-Vertrauensanwalt. Noch hat er kaum zu tun. Ein gutes Zeichen, findet er.
Hamburg. Der erste Anruf erreichte ihn bereits im September. Da war Bernd Roock noch gar nicht im Amt. Der Anrufer hatte im Abendblatt gelesen, dass der Arbeitsrechtler aus der Hamburger Kanzlei CMS Hasche Sigle künftig als Vertrauensanwalt des NDR arbeitet. Wer etwas über Unregelmäßigkeiten im Sender weiß, kann - auch anonym - Roock darüber unterrichten. Sein erster Anrufer wollte den Anwalt persönlich treffen. Der Jurist war dazu bereit. Aber der Unbekannte meldete sich nicht mehr.
Seit dem 1. Oktober ist Roock offiziell im Amt. Angerufen hat seither niemand. Der 56-Jährige, der in ähnlicher Funktion für Firmen aus der Privatwirtschaft arbeitete, glaubt, dass es ruhig bleibt. "Bei einem Unternehmen, das ebenfalls mit einem externen Vertrauensanwalt sichergehen wollte, kam in drei Monaten nur ein Anruf." Für Roock ein gutes Zeichen: "Wäre es gravierend anders gewesen, hätte man sich Gedanken über die Firmenkultur machen müssen."
Beim NDR hofft man, dass die Ernennung eines externen Vertrauensanwalts ausreicht. Pläne zur Schaffung eines solchen Postens - den viele andere Sender bereits haben - gab es schon länger. Der Fall der ehemaligen NDR-Fernsehspielchefin Doris J. Heinze beschleunigte die Sache. Sie hatte dem Sender unter Pseudonym Drehbücher verkauft, die sie und ihr Mann geschrieben hatten. Autoren und Produzenten ahnten davon, trauten sich aber aus Angst vor Heinze nicht, den Fall zu melden. Hätte es damals schon einen externen Vertrauensanwalt gegeben, wäre die Affäre vielleicht früher aufgeflogen.
Wer Roock anruft, wird gefragt, ob er bereit ist, seinen Namen zu nennen. Ist das der Fall, fragt der Anwalt, ob er den Namen an den NDR weitergeben darf. Danach nimmt er den Vorgang auf und reicht ihn - mit oder ohne Namen - an den Korruptionsbeauftragten des Senders Horst Szychowiak weiter. Sollte der Anrufer Szychowiak belastet haben, erhält der Intendant die Informationen. Und falls einmal der Senderchef beschuldigt wird, wendet sich Roock an den NDR-Verwaltungsrat.
Damit die Hotline täglich von 9 bis 17.30 Uhr erreichbar ist, unterstützen den Anwalt vier Kollegen. Ihre Nummer steht auf der NDR-Website, in der Zeitung will sie Roock nicht lesen. Externe könnten unter der Nummer ja nur Hinweise auf Korruptionen melden, meint er: "Für Beschwerden über Programm und Rundfunkgebühren sind wir nicht zuständig."