Ende der Woche erscheint das dritte Album der Band Editors “In This Light And On This Evening“. Ein meisterliches Machwerk aus sehr eingängigen Elektro-Punk-Sounds.

Hamburg. Auf der Bühne nichts als blauer Nebel. Nachtblaue Klänge, die direkt aus dem Orkus zu stammen scheinen. Der Kosmos der Editors ist schwarz, tiefschwarz. Wer den Auftritt der Rockband beim Reeperbahnfestival gesehen hat, wunderte sich mehr denn je, wie es diesem aufgeschossenen, schlaksigen Sänger Tom Smith gelingt, seinen Stimmbändern ein so finsteres Röhren zu entlocken. Aber die Band selbst ist zutiefst davon überzeugt: „Harmonie ist langweilig. Das will doch keiner hören.“ Also hüllt man sich in Schwarz und gibt sich abgründig und mysteriös.

Inzwischen existiert neben der anhaltenden Postpunk-Welle eine zweite, die sich an dem Darkpunk von Bands wie Joy Division oder Echo & The Bunneyman abarbeitet. Editors gilt hier neben Interpol als bekanntester Vertreter. Doch das Quartett aus Birmingham, das beim Studium der Musiktechnik an der Uni von Staffordshire zusammenfand, geht nervös auf Abstand: „Wir haben ganz andere Musik gehört. Brit-Pop und R.E.M.“, erzählt Sänger Tom Smith. Die beiden bisherigen Editors-Alben „The Back Room“ (2005) und „An End Has A Start“ (2007) verkauften sich weltweit über 2 Millionen Mal. Die Musiker kündigten daraufhin ihre Jobs als Schuhverkäufer und Callcenter-Berater und es sieht nicht danach aus, als müssten sie sie jemals wieder antreten.

Der Ende der Woche erscheinende Nachfolger „In This Light And On This Evening“ dürfte dazu beitragen, dass die Band, die jetzt schon größere Hallen bucht, vielleicht bald auch das erste Stadion beschallt. Ein barbarisches, meisterliches Machwerk aus sehr eingängigen wehmütigen Elektro-Punk-Sounds. Ehrgeizig allerlei teuflischen Maschinen, darunter etlichen Vintage-Instrumenten abgerungen. Tom Smiths' Stimme klingt hoffnungsloser denn je. Allgemeiner Skeptizismus ist ein wiederkehrendes Thema auf dem Album. „Ich bin Atheist. Ich glaube nicht an einen Mann mit langem weißen Bart“, sagt Smith. Weil aber die größte Kunst stets vom Widerspruch lebt, finden sich reichlich sehnsuchtsvolle Harmonien auf dem Album. Liedzeilen über die Heilkraft der Liebe, die dem kühlen futuristischen Sound einen warmen, menschlichen Hauch verleihen. Nicht zuletzt aus diesem Kontrast speist sich die Faszination dieser Band.

Musikalische Inspiration lieferte Tom Smith, Chris Urbanowicz (Gitarre), Russell Leetch (Bass) und Edward Lay (Schlagzeug) diesmal unter anderem der Filmmusiker Brad Fiedel, dem Hollywood einige apokalyptische Blockbustervertonungen („Terminator“, „Blue Steel“) verdankt. Aber auch artverwandte Streifen wie das düstere Zukunftsmärchen „Blade Runner“. Der Mensch in der Auseinandersetzung mit einer technisierten, kalten Umwelt. Und seine Versuche, sie zu beherrschen. Daraus haben die Musiker nun ihren eigenen Film gebastelt. Als Konzeptalbum wollen die Editors „In This Light And On This Evening“ dennoch nicht verstanden wissen. Und so klingt es zum Glück auch nicht. Es ist Punk. Und der ist schwarz, sehr schwarz.

Editors: In This Light And On This Evening erscheint am 9. Oktober, Pias Recordings; www.editorsofficial.com