Die Schöne und der Kabarettist befragen heute für den NDR in Hannover erstmals ihre Gäste - auf der Suche nach Antworten, die es so noch nicht gab.
Hamburg. Talkshow: Tietjen und Hirschhausen. 22.00 Uhr NDR
Wenn ein Arzt über Reanimation spricht, dann muss die Lage des Patienten kritisch sein, womöglich ist sie sogar schon hoffnungslos. Doch allzu ernst dürfte Dr. Eckart von Hirschhausen seinen Satz "Ich möchte die Talkshow wiederbeleben" wohl nicht gemeint haben. Heute Abend wird es jedenfalls ernst. Heute Abend hat er seine Premiere als Nachfolger von Yared Dibaba in der monatlichen Freitags-Talkshow des NDR aus Hannover. Um auf alle Notfälle vor laufender Kamera vorbereitet zu sein, hat der Kabarettist und Bestseller-Autor ("Die Leber wächst mit ihren Aufgaben") aber einen Talisman dabei: Bettina Tietjen. Die alte Mediziner-Faustregel heißt ja nicht ohne Grund: Viel hilft viel. Für die erste Abend-Visite beim Glücks-Doktor hat der NDR in seiner Patientenkartei einige chronische Fälle gefunden, bei denen man sicher sein kann, dass so ziemlich jede Art von Gesprächstherapie-Versuchen auf fruchtbaren Boden fallen dürfte: Mit dabei sind der grau melierte Schauspieler Sky du Mont und seine blonde Gattin Mirja, die gerade ein gemeinsames Buch ("Unsere tägliche Krise gib uns heute") im Sortiment haben. Sarah Wiener hat ein Kochspiel, über das man mal reden könnte.
Das Show-Format, in dem NDR-Moderator Carlo von Tiedemann nicht zum verbalen Ausholen inspiriert, muss sowieso erst noch erfunden werden. TV-Bass Gunther Emmerlich ist seit einer Woche 65 Jahre alt, Liedermacher Konstantin Wecker ist ruhiger geworden, und dem Kabarettisten Florian Schroeder fällt bestimmt etwas Pointiertes zum Wahl-Wochenende ein.
Auf die Frage "Sind das alles Ihre Lieblingsgäste oder muss man als Berufsanfänger auch mal Schwund hinnehmen?" reagiert Hirschhausen, der für ein Jahr beim NDR unterschrieben hat, amüsiert-allergisch: "Was für eine Frage! Natürlich sind das alles Lieblingsgäste. Auch wenn ich sie mir nicht ausgesucht habe. Das macht die Redaktion. Oder haben Sie sich ausgesucht, mit mir das Interview zu führen?" Gut gekontert. "Sechs Gäste standen schon fest, und ich hab mir für die Premiere einen aus dem Bereich Medizin, Psychologie, Wissen gewünscht - und auch bekommen." Sein erster Gesprächspartner ist der Wissenschaftsjournalist Christoph Drösser. Auch Drösser hat ein Buch geschrieben, über die Frage, warum Musik glücklich macht, und mit der These, dass jeder musikalisch ist.
Es gibt Moderatoren, die nach der Praktiker-Devise "Entscheidend is' aufm Platz" arbeiten, andere organisieren sich noch Schuhgröße und Abi-Schnitt ihrer Gegenüber. Hirschhausen ist da flexibel: "Vorbereitung ist wichtig, damit man sie in der Runde wieder vergessen kann. Der Moderator hat nicht primär die Aufgabe zu demonstrieren, dass er gut vorbereitet ist, er soll zuhören und herauskitzeln. Ich hoffe auf Antworten, die es nicht schon überall gab." Bleibt noch das Problem mit dem Lampenfieber vor der Sendung. Das gesteht Hirschhausen freimütig ein, und sein Rezept dagegen ist typisch für ihn: "Ich geh erst in mich, um dann außer mir zu sein."