Der 83-jährige Schriftsteller Siegfried Lenz hat Sorge, dass die SPD sich auf eine Koalition mit den Linken einlassen könnte.
Hamburg. „Im Saarland kungeln und liebäugeln sie bereits miteinander“, sagte Autor Siegfried Lenz am Dienstag in Hamburg in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Sollte es zu einer rot-roten Koalition kommen, wäre das eine Situation, „in der ich der SPD mein ganzes Vertrauen entziehen müsste“. Der 83-Jährige hatte sich früher, zu Zeiten von Willy Brandt und Helmut Schmidt, für die Sozialdemokraten engagiert.
Dass die SPD eine Koalition mit den Linken auf Bundesebene ausgeschlossen hat, kann die Besorgnisse von Lenz nicht entkräften: „Wir wissen doch, dass die politischen Ergebnisse, Resultate oder auch nur Stimmungen, die auf Landesebene vorfindbar sind, unwillkürlich auch auf Bundesebene Auswirkungen haben.“
Auf die Frage, ob eine rot-rote Koalition ein Grund für ihn wäre, mit den Sozialdemokraten zu brechen, sagte Lenz: „Meinen Bruch würde niemand zur Kenntnis nehmen.“ Lenz erzählte, bereits gewählt zu haben, ohne allerdings zu sagen, welche Partei.
Den von Politologen beschriebenen Bedeutungsverlust der großen Volksparteien CDU und SPD sieht Lenz nicht als Gefahr für die deutsche Demokratie. Er glaube nicht, dass Verhältnisse wie in der Weimarer Republik drohten. Damals habe es mehr als 20 Parteien gegeben. Wenn es also auf die bisherigen fünf Parteien im Bundestag hinausliefe, wäre es „keine Tragödie“.
Indirekt wandte sich Lenz gegen Wahlmüdigkeit: „Jede Wahl in einem demokratischen Gemeinwesen ist wichtig – einmal im Hinblick auf die Bestätigung einer existierenden Politik. Zweitens im Hinblick auf eine mögliche Ergänzung einer Politik, so wie es von Bürgern gewünscht wird.“
Seine Prognose für die nächste Bundesregierung: „Ich befürchte eine Große Koalition.“ Ein solches Bündnis sei „nichts für ein demokratisches Gemeinwesen“. Lenz sprach von einem „Eiertanz“, die Koalitionsparteien würden immer mal wieder aufeinander eindreschen. Das sei doch „zirkusreif“.
Lenz wird an diesem Mittwoch in Hamburg bei einer Lesung sein neues Buch, die Novelle „Landesbühne“, vorstellen. Am Sonnabend ist eine Veranstaltung in Berlin geplant. Am 23. September kommt das bei Hoffmann und Campe erschienene Werk in den Buchhandel. Im vergangenen Jahr hatte Lenz mit der Novelle „Schweigeminute“ einen Bestseller gelandet.
"Ein Abend mit Siegfried Lenz" beim Harbourfront-Literaturfestival, 20.00 Uhr, im Hamburg Cruise Center, HafenCity, ist ausverkauft.