Wo ist die Verbindung zwischen Neil Young und Pinneberg? Die Antwort lautet: Fettes Brot. Denn deren Song “Lieber verbrennen als erfrieren“ ist eine...

Hamburg. Wo ist die Verbindung zwischen Neil Young und Pinneberg? Die Antwort lautet: Fettes Brot. Denn deren Song "Lieber verbrennen als erfrieren" ist eine Anspielung auf Neil Youngs "My My Hey Hey" mit der berühmten Zeile "It's better to burn out than to fade away". "Lieber verbrennen als erfrieren" eröffnet das Konzert des im Kreis Pinneberg gegründeten Hip-Hop-Trios in der Color-Line-Arena. In dem Song gibt es eine weitere Zeile, die deutlich macht, worum es an diesem Freitagabend geht: "Wir sind jung, wir sind frei, dies ist unsere Stadt".

Jeder der 11 000 Fans empfindet das genauso, egal, ob er in Eimsbüttel oder in Tornesch wohnt. König Boris, Schiffmeister und Doktor Renz haben ein Heimspiel. Von der ersten Sekunde an singen die Fans jeden Song mit, sie tanzen und hüpfen, sie bewegen die Arme im Takt der schnellen Funk- und Hip-Hop-Beats. Die riesige Arena verwandelt sich in eine Partyzone. Die drei Rapper springen herum wie Kinder, die im Frühling nach einem kalten Winter zum ersten Mal wieder zum Herumtollen in den Garten gelassen werden.

In 15 Jahren hat Fettes Brot so viele Kracher geschrieben, dass nicht mal alle Platz im zweieinahalbstündigen Programm finden. Lautstark werden Nummern wie "Bettina, zieh dir bitte etwas an", "Emanuela", "The Grosser" oder "Schieb es auf die Brote" mitgesungen. Der Clash-Hit "London Calling" wird in "Hamburg Calling" mit neuem Text versehen und ist die nächste Hymne auf die Hansestadt.

Neun Musiker inklusive DJ Pauly und drei Bläser stehen mit auf der Bühne und kreieren einen mächtigen Funk-Sound, der an eine Band wie Dexys Midnight Runners erinnert und internationales Format hat. Ähnlich wie Jan Delays Band ist auch bei Fettes Brot aus den Hip-Hop-Wurzeln ein stattlicher Baum mit dichtem Geäst aus Soul, Funk, Rock und Elektro geworden. Wie kreativ die Band immer noch ist, zeigt sich bei der letzten Zugabe. Ein Jahr lang hat Fettes Brot "Nordisch By Nature", ihren ersten Hit, nicht mehr gespielt, an diesem Abend darf er nicht fehlen. Wie eine wiederaufgetauchte Geliebte wird die Hymne zur Musik von "My Way" angekündigt, und als dann "een, twej, een, twej drej, sech mol hey, sech mol hoo" angezählt wird, gibt's kein Halten mehr.

Der Song ist wie eine Erlösung für die Fans, die ihn im Sommer im Stadtpark und beim Dockville-Festival noch vergeblich gefordert hatten. Jetzt erklingt er als Höhepunkt und Nikolausgeschenk. Die Menge erlebt einen kollektiven Glückstaumel. Und Fettes Brot hat wieder einmal eine Arena zum Brennen gebracht.