“Es gibt zwei Typen von Leuten in der Welt - die einen, die unterhalten, und die anderen, die absorbieren“, singt Britney Spears in “Circus“, dem...

Hamburg. "Es gibt zwei Typen von Leuten in der Welt - die einen, die unterhalten, und die anderen, die absorbieren", singt Britney Spears in "Circus", dem Titelstück ihrer gleichnamigen neuen CD. Die Stimme postmodern verzerrt. Die Housebeats wummern lasziv.

"Jeder liebt eine Zirkusshow, aber ich bin der einzige Clown, den du jemals kennen wirst, und jetzt kannst du meinen besten Fehlern applaudieren", erzählen uns Take That in "The Circus", Titelstück ihrer gleichnamigen neuen CD. Die Stimme sopranesk säuselnd. Das Piano perlt poppig.

Zwei Teenie-Phänomene der 90er bringen am selben Tag ein Album mit (fast) identischem Namen heraus. Bedeutungsschwangerer geht's kaum: Stars in der Manege. Von jung an dressiert. Zurück, um brav im Kreis der Pop-Arena zu traben. Doch so unterschiedlich die Titelstücke, so verschieden ihre Interpreten.

"Ich bin nun mal ein Showmädchen", reflektiert Spears kess. Und wenige dürften so einen Satz derart mit ihrem Leben belegen wie die heute 26-jährige Multimillionärin. Als Kinder-Moderatorin erfuhr sie bereits den Drill der US-Unterhaltungsindustrie. Eine Karriere, die 1999 mit dem Hit "... Baby One More Time" ihre logische Fortführung fand. Doch Menschen, die als Kleine nicht herumtollen durften, flippen oft als Große aus. Lassen sich ohne Slip und mit Glatze fotografieren, was eigentlich nur für Babys durchgeht. Jetzt, nach der infantilen Phase, meldet sich Spears mit "Circus" zurück, inszeniert sich gewohnt als Rauschgoldengel und schafft souverän den Spagat zwischen Zuckerguss-Pop und Klubtauglichkeit.

Trapezakte wagen auch Take That - zumindest auf dem Cover zu "The Circus". Dabei verließ derjenige, der stets am meisten absturzgefährdet war, die Boyband bereits 1995, ein Dreivierteljahr vor der offiziellen Trennung. Während Robbie Williams nach Soloerfolgen nun zu einer Ufo-gläubigen Variante des alten Elvis zu mutieren droht, überbrückten Gary Barlow, Howard Donald, Jason Orange und Mark Owen die Zeit bis zu ihrer Reunion 2005 mit mehr Normalität, mit Karriereversuchen, Schauspielerei und Vaterschaft. Mit einem Drei-Millionen-Pfund-Deal der Polydor arbeiteten sie am Comeback-Album "Beautiful World" und legen jetzt "The Circus" nach. Rund produzierter Pop mit Shalala-Harmonien, Hymnen von britischem Charme und romantischen Balladen. Letzteres ist wichtig. Denn dass sie seit ihrer Wiedervereinigung vor einer Million Menschen gespielt haben, liegt vor allem an alten den Fans. Viele Frauen haben gewiss noch Mappen mit Autogrammen und Artikeln aus Teenie-Tagen auf dem Dachboden. Auch Barlow ist sich dieser Basis bewusst: "Wir hatten sie schon auf unserer Seite, ohne überhaupt einen Ton von uns gegeben zu haben."

Auch wenn es so eine Jungs-Clique vielleicht leichter haben mag als ein Mädchen alleine - beide erzeugen doch auf ihre Art immer wieder das, was auch der Zirkus schafft: Staunen.