Mit “Hart aber fair“ hat er sich den Ruf eines unnachgiebigen, streitlustigen Fragenstellers erworben. Dafür erhält er Ende November den Medienpreis Bambi.

Hamburg. "Ist es unhöflich, wenn ich nebenbei esse?", fragt Frank Plasberg und balanciert ein Stück Apfelstreusel auf seiner Gabel. Reden ist ihm dann aber wichtiger, Krümel im Hals stören dabei. Er antwortet freundlich, aber mit Nachdruck. Sehr überlegt. Man kann lachen mit ihm - aber den Zeitpunkt bestimmt er.


Abendblatt:

Seit Oktober 2007 läuft "Hart aber fair" in der ARD. Welches Fazit ziehen Sie nach diesem Jahr?

Frank Plasberg:

Ehrlich gesagt hätte ich selbst nicht gedacht, dass wir so lange durchhalten, dass wir uns trotz Fußballkonkurrenz am Mittwochabend behaupten können. Uns ist die Kombination von Relevanz und Quote geglückt. Relevanz, weil man über uns redet. Quote, weil die Zuschauer uns sehen wollen.



Abendblatt:

Und die Kombination von Talk und Provokation?

Plasberg:

Manchmal ist die Provokation geplant, in den Moderationen etwa. Öfter passiert sie spontan. Vor ein paar Wochen habe ich mich auch spontan entschuldigt. Ich habe eine Bemerkung gemacht, die witzig war, aber nicht fair - und deshalb auch nicht gut. Wer fair sein will, muss sich auch entschuldigen können.



Abendblatt:

Der Sendeplatz von "Hart aber fair" wird in der ARD immer wieder diskutiert, vor allem in Bezug auf einen einheitlichen "Tagesthemen"-Beginn. Wie stehen Sie dazu?

Plasberg:

Wenn Sie sich Ihren Sendeplatz so hart erkämpft haben, dann möchten Sie da auch bleiben. Ich finde es nicht toll, dass wir wegen Fußball oft ausfallen, ansonsten bin ich mit dem Mittwoch, 21.45 Uhr sehr zufrieden. Übrigens haben die "Tagesthemen" auch nach unserer Sendung um 23 Uhr gute Quoten. Alles andere ist nicht mein Problem, sondern das der ARD. Entscheidungen werde ich demütig zur Kenntnis nehmen.


Plasberg lächelt süffisant und lehnt sich zufrieden auf dem Sofa zurück, Arme hinter dem Kopf verschränkt, das rechte Bein wippt leicht auf und ab. Demütig? Kann man sich eher Stefan Effenberg oder Nicolas Sarkozy vorstellen als ihn. Längst redet keiner mehr von seinen "mangelnden Starqualitäten" wie einst der ehemalige NDR-Intendant Jobst Plog, der lieber Günther Jauch als Plasberg in der ARD gesehen hätte. "Hart aber fair" ist aktuell der wohl anspruchvollste TV-Polittalk, der unterhaltsamste obendrein. Immer öfter füllt der 51-Jährige auch mit anderen Formaten den Bildschirm: Für den NDR moderiert er die Quizsendung "Die klügsten Kinder im Norden", der WDR sendet die Talkreihe "Plasberg persönlich". Am 27. Dezember begrüßt er in der ARD bei "Das Quiz 2008" neben anderen Günther Jauch und Christian Wulff.


Abendblatt:

"Mein Lieblingsbaby" nennen Sie "Hart aber fair". Wie gefällt es dem Baby, wenn sich der Vater anderen Kindern widmet?

Plasberg:

"Hart aber fair" ist ein Schmuddelkind, das sich seine Rolle erkämpft hat. Niemand wollte uns so dringend haben in der ARD, niemand hat uns den roten Teppich ausgerollt. Wenn man einen so steinigen Weg hinter sich hat, achtet man besonders darauf, dass dieses Herzensprojekt nicht beschädigt wird. Das ist die erste Frage, die ich mir stelle, bevor ich für ein Projekt zusage. Und ich lege großen Wert darauf, dass ich stets als "Hart aber fair"-Moderator erkennbar bin.



Abendblatt:

Profitieren Sie als Moderator davon, wenn Sie sich in unterschiedlichen Formaten versuchen?

Plasberg:

Ich sammle Erfahrungen. Und es macht mir auch noch Spaß. Der Moderation von "Das Quiz 2008" hätte ich nicht zugesagt, hätte ich mich nicht zuvor bei "Die klügsten Kinder im Norden" ein bisschen ausprobieren können auf diesem Gebiet. Das gibt mir Sicherheit - wobei es natürlich wahnsinnig ist, wenn sich der Quizlehrling, der ich ja bin, ausgerechnet Günther Jauch als Gast einlädt. Bisschen gaga, aber wird bestimmt lustig.



Abendblatt:

Mehr Moderation heißt weniger Zeit. Wo fehlt die Ihnen?

Plasberg:

Glücklicherweise habe ich mich mit 48 Jahren entschieden, beim WDR zu kündigen und zusammen mit meinem Partner Jürgen Schulte die Produktionsfirma "Ansager und Schnipselmann" zu gründen. Das hat mir Freiraum gegeben, nebenbei so was wie die Moderation für "Das Quiz 2008" zu machen. Um das Administrative muss ich mich nicht mehr kümmern und konzentriere mich auf die Programmseite.



Abendblatt:

Sie sehen sich nicht als politischer Journalist, sondern als Gesellschaftsjournalist, haben Sie mal gesagt. Wodurch definiert sich ein Gesellschaftsjournalist?

Plasberg:

Ich bin ein neugieriger Journalist und gerne in anderen Leben unterwegs. Ich lese den "Spiegel", aber auch die "Bunte". Ich gucke Boulevardmagazine und lese Klatschspalten, nicht ausschließlich politische Stücke. So ein bayerisches CSU-Drama verschlinge ich mit jeder Zeile, absolut fesselnd.



Abendblatt:

Sehen Sie fern?

Plasberg:

Na klar - aus Zeitgründen leider zunehmend von der Festplatte. Ich zeichne oft Fiction-Sendungen auf, zum Beispiel montags das ZDF-Fernsehspiel oder "Tatorte". Die Kollegen schaue ich auch, aber das gehört zu meiner Arbeit.



Abendblatt:

Fernsehpreis, Grimme-Preis und Bayerischen Fernsehpreis haben Sie schon, am 27. November bekommen Sie nun den Bambi.

Plasberg:

Ja, der bayerische Löwe freut sich schon wie verrückt auf eine Nachbarschaft im Regal mit dem Bambi. Ich freue mich vor allem darauf, mit meiner Mutter zusammen über den roten Teppich zu gehen. Ich bin Einzelkind, und meine Mutter hat viel für mich getan im Leben. Sie ist sehr stolz auf ihren Sohn.



Abendblatt:

Mögen Sie Rote-Teppich-Preisverleihungen?

Plasberg:

Ja, am liebsten als Voyeur. Ich spanne unheimlich gern. Mittlerweile geht das nicht mehr so gut wie früher, weil man selbst angeguckt wird. Ich liebe es auch, wenn die Gewinner vor dem Mikro stammeln, weil sie mit dem Preis überhaupt nicht gerechnet haben - es waren ja noch zwei andere Leute nominiert. Dieses Jahr hätte ich es aus terminlichen Gründen beinahe nicht zum Fernsehpreis geschafft. Gut, dass ich da war. Von Herrn Reich-Ranicki sind wir reich belohnt worden.