Morgen Abend darf Frau Reich-Ranicki die TV-Fernbedienung um Himmels willen nicht aus der Hand geben. Nicht auszudenken, zu welchen Ausrastern ihr...

Morgen Abend darf Frau Reich-Ranicki die TV-Fernbedienung um Himmels willen nicht aus der Hand geben. Nicht auszudenken, zu welchen Ausrastern ihr resoluter Gatte fähig wäre, wenn ihm die aktuelle Idee eines einschlägig vorbelasteten Besteckbeschädigers vor die Feuilletonisten-Augen käme. Zur besten Sendezeit, ab 20.15 Uhr, läuft nämlich "Uri Geller live - Ufos & Aliens: Das unglaubliche Live-Experiment". Unglaublich ist dabei aber noch sehr freundlich formuliert.

Geller will, in trauter Eintracht mit den anerkannten Geistesgrößen Nina Hagen und Erich von Däniken, über ein ukrainisches Radioteleskop Nachrichten an Außerirdische schicken. Bei unsereins Normalsterblichen ist nur einmal jährlich 1. April, bei Geller ist das offenbar Dauerzustand. Vielleicht sind ihm aber auch beim Gabelverbiegen zu viele Untertassen gegen wichtige Hirnregionen geflogen.

Damit Geller was zum Verschicken hat, haben ihm Sonderlinge aus der ganzen Republik Aliengramme vorformuliert. Einer aus Dortmund will wissen, ob Schalke wohl jemals wieder Meister wird, ein Alexej aus Schmilau schrieb: "Hallo liebe Außerirdische. Ich würde euch bitten, mich abzuholen. Ich habe keine Angst." Der Rest von Schmilau sollte das spätestens jetzt ganz anders sehen.

Bei so viel therapiebedürftigem Geschwurbel haben die Unverantwortlichen von ProSieben, die Geller und Co. vor die Kameras lassen, dummerweise ihre Hausaufgaben in Astrophysik nicht gemacht. Schon bis zum nächsten Sonnensystem, hat ein echter Wissenschaftler vorgerechnet, braucht der gefunkte Schwachsinn vier Jahre, zurück dann noch mal vier. Macht acht Jahre. Bekanntlich ist das Universum theoretisch wie praktisch ziemlich groß und unübersichtlich - und Gott ist dabei noch gar nicht mitgerechnet. Antworten können also so was von dauern, dass jede "Wetten, dass ..?"-Überziehung dagegen als mikroskopisch klein verblasst. Anderseits: eh egal. Wer Geller ernst nimmt, zu dem wird auch nicht mehr durchdringen, dass er jahrelang vor seiner Glotze hockt und auf ETs Rückruf wartet.

Falls morgen wirklich ein paar Außerirdische ihre siebzehn Ohrmuscheln anknipsen und Lust haben, Wünsche von hier unten zu erfüllen: Diese Frau mit der unkaputtbaren plastikblonden Frisur, die mir fast jeden Morgen beim Brötchenholen begegnet und so sonderbares Zeug durch die Gegend bellt, die muss eine von euch sein. Die könnt ihr wieder abholen. Aber nicht erst in acht Jahren. Sofort. Bitte, bitte.