Klassik ist hip und überwindet Grenzen. Die Stars der klassischen Musik werden verehrt wie Popstars. Die Großen der Branche von José Carreras bis zu Cecilia Bartoli, aber auch viele jüngere aufstrebende Musiker wie David Garrett gaben sich am Sonntag ein Stelldichein bei der glanzvollen 15. Echo Klassik Preisverleihung in der Münchner Philharmonie.

Die Gala bewies, dass klassische Musik längst nichts mehr nur für Eingeweihte ist, sondern dass sie im buchstäblichen Sinne populär geworden ist.

Schon der Beginn der Gala mit Stargeiger David Garrett, der für sein Cross-Over-Album "Virtuoso" mit dem Echo für Klassik ohne Grenzen ausgezeichnet wurde, gab einen Geschmack davon, wie klassische Musiker neue Welten erobern. Garrett, der auch mal AC/DC auf seiner Stradivari spielt, ist aber ob seines Ruhms nicht etwa übermütig. "Es sollte nicht nur um die Interpreten gehen", sagte der gut aussehende Violinist mit dem blonden Zopf bescheiden. Er widmete seinen Echo den "großen Komponisten" wie Bach und Beethoven.

Die italienische Mezzosopranistin Cecilia Bartoli bezauberte als Sängerin des Jahres das Publikum mit einer Hommage an Maria Malibran, Operndiva des 19. Jahrhunderts und verabschiedete sich mit glockenhellem Lachen sowie einem "Danke Deutschland". Die temperamentvolle Römerin, einer der weltweit erfolgreichsten Opernstars, erhielt bereits zum achten Mal einen Echo.

Annette Dasch, Shooting-Star seit den Salzburger Festspielen 2007, wurde für ihre CD mit Arien von Händel, Gluck und Haydn ausgezeichnet. Für die nächsten fünf Jahre sei sie bereits ausgebucht, sagte Dasch bescheiden. Das sei aber normal verriet sie - ihrer Kollegin, der US-Sopranistin Danielle de Niese, die ebenfalls in München geehrt wurde, gehe es genauso. Dasch grüßte übrigens ihre Pfadfinderfreunde aus Kindertagen - ihre sängerischen Anfänge machte sie am Lagerfeuer.

Bewegend die Rede des spanischen Tenors Jose Carreras, der den Echo für sein Lebenswerk erhielt. Der 61-jährige Sänger dankte dem Publikum für seine Treue und Unterstützung in allen Lebensphasen, auch den schweren. Carreras hatte nach einer überstandenen Leukämie- Erkrankung eine Stiftung zur Unterstützung der Leukämie-Bekämpfung gegründet, zahlreiche Benefizgalas initiiert und viele Kliniken mit Spenden bedacht. "Alles oder nichts" sei sein Motto, bekannte er.

Auch bei der Echo-Verleihung ging die Angst um, dass einer der Preisträger sich den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki zum Vorbild nehmen und die Statue zurückweisen könnte. Das passierte zum Glück nicht. Selbst der Musikkritiker Joachim Kaiser nahm seinen Sonderpreis "ganz vergnügt" entgegen. "Ich bin leider nicht so originell, dass ich ihn in einem Wutausbruch ablehne", sagte er und verwies darauf, dass Musik nicht nur Genuss, sondern auch harte Arbeit sei. "Es gibt auf Erden keine andere Investition, die sich mehr lohnt."

Auch dem noch nicht zu Weltruhm gelangten Klassik-Nachwuchs bot die Gala eine große Bühne. Etwa der Flötistin Dorothee Oberlinger. "Hier trifft sich schon eine besondere Kombination von Künstlern", sagte sie. Lässig gekleidet mit schwarzer Strickmütze schlenderte der 27-jährige Klarinettist David Orlowsky mit seinen zwei Ensemblepartnern über den roten Teppich, um ebenfalls einen Echo für Klassik ohne Grenzen entgegenzunehmen. "Das ist wie ein Adelstitel", sagte er.