Was haben wir über Jack Nicholson als Joker gelacht. Natürlich war er böse. Aber er zog auch schelmisch seine Augenbrauen hoch, und seine...

Was haben wir über Jack Nicholson als Joker gelacht. Natürlich war er böse. Aber er zog auch schelmisch seine Augenbrauen hoch, und seine Clowns-Maske lachte zitternd mit. Sein Joker war noch ein Hofnarr. Nicht wirklich gefährlich. Comic eben.

Warum muss das jetzt so ganz anders sein bei Heath Ledger? In Christopher Nolans düsterer Batman-Verfilmung "The Dark Knight" erschaudern wir schon beim ersten Auftritt dieses verstörenden Gesichts: eine Kraterlandschaft aus pappiger weißer Schminke mit blutroter Grimasse. Niemand kann sich ihm entziehen. Da hilft auch sein Gegenspieler nicht, Batman, der "Held". Das Faszinosum ist nicht der Gute, sondern der andere, der Böse.

Man muss sich dem natürlich nicht aussetzen bei einem harmlosen Kinoabend. Oder doch? Der Joker behauptet von sich, er sei eine "Chaosmaschine". Sein Wahnsinn hat keinerlei Methode. Seine perfiden Spiele spielt er um des Spaßes willen. Reichtum ist ihm egal. Er zündet ganze Geldstapel an. Er ist damit eben mehr als eine Schablone: Diese Figur ist ein neues Paradigma für das Böse. Anders als seine Vorgänger stellt der Joker in der Grausamkeit, die er anderen zufügt, sein eigenes Leiden am meisten in den Vordergrund. Jene anarchistische Unordnung, die seit frühester Kindheit in ihm rebelliert, als der diabolische Vater ihm die Grimasse ins Gesicht ritzte. Das Chaos durchzieht all seine Lebenslagen. Auch dies ist ein Spiegel für uns. Er markiert den Mann und schlüpft zwischendurch in ein Krankenschwesterkostüm. Häufig hätte er Batman töten können. Doch er tut es nicht. Beide brauchen einander, um den Dualismus von Gut und Böse aufrechtzuerhalten.

Das ist nicht mehr einfach nur Comic. Das ist ein zivilisatorisches Statement. Es legt die Frage der Moral offen auf den Tisch. Der Joker - so unangenehm es klingt und in diesem Film auch aussieht - betrifft uns alle. Heath Ledger hat seiner letzten Figur alles gegeben. Es verwundert nicht, dass er sie nur um acht Monate überlebt hat.