Ein Milchbart mimt den Rambo. Der Schauspieler Zachary Oberzan hat als Junge den Hollywood-Hero gesehen, danach David Morrells Roman “First Blood“...

Hamburg. Ein Milchbart mimt den Rambo. Der Schauspieler Zachary Oberzan hat als Junge den Hollywood-Hero gesehen, danach David Morrells Roman "First Blood" verschlungen und ist seitdem vom "krassen Kriegshelden" besessen. Sein "Rambo Solo" (Regie: Kelly Copper und Pavol Liska vom Nature Theater Of Oklahoma) soll vermutlich den Mann von seiner Jugend-Obsession kurieren - und den Zuschauer von der Sucht nach falschen Helden(vor)bildern.

Die vergeht ihm auch gründlich, während sich Oberzan die Seele aus dem Leib spielt: Live auf dem Bühnensteg und textsynchron dazu auf drei Video-Screens. Die Bilder und Rede-Tiraden stürmen auf den Zuschauer ein: ein regelrechter multimedialer Überfall durch Rambo.

Kriegsschauplatz ist Oberzans Einzimmerwohnung. Zachary/Rambo flüchtet vor Cop Teasle und seinen Bluthunden ins Stockbett wie ein Kind, trickst die Verfolger in der Badewanne aus. Er zitiert Passagen aus dem Buch, korrigiert, was der Blockbuster verfälschte. "Rambo war ein unscheinbarer Junge und kein aufgeblasener Muskelprotz."

Wie schon in "Romeo And Juliet" wird der Performer auch beim "Oral Theatre" der New Yorker Experimentalgruppe per Knopf im Ohr ferngelenkt. Sie demontiert mit ihrem gesteuert illusionslosen Erzähltheater das Leinwand-Epos und den Helden-Mythos, deckt Differenzen und Widersprüche zwischen realem und fantasiertem Subjekt auf.

Ironisches Fazit: Letztlich bleiben sich die Effekte und Projektionen gleich. Egal, ob man Weltdramatik von Shakespeare rezipiert oder clever kalkulierten Reißer-Filmstoff wie "First Blood": Das eigentliche Theater und der Film entstehen letztlich in der Anschauung des Zuschauers und gewinnen durch ihn subjektives Eigenleben.


Gastspiel: Grupo Cena 11, Tanztheater aus Brasilien, 20./ 21.8, 20.30 Uhr, Karten: 27 09 49 49.