Die 29-jährige Sarah Kuttner soll in der ARD gezielt ein junges Publikum ansprechen.

Reportagereihe: Kuttners Kleinanzeigen. So, 23.30 Uhr ARD

Tausche Katzenklo gegen Kaffee. Esel vermisst. Bordell zu verkaufen. Auf derlei skurrile Aufrufe stößt, wer in Zeitungen, Stadtmagazinen und Käseblättchen den Kleinanzeigenteil studiert - eine Arbeit, die sich meist nur händeringend Suchende machen. Oder das Fernsehen. "Kuttners Kleinanzeigen" heißt die dreiteilige Mini-Reihe, die die ARD auf dem ehemaligen Sendeplatz des selbst ernannten Zeitgeistmagazins "Polylux" zeigt. Moderatorin Sarah Kuttner geht den Geschichten hinter dem Kleingedruckten auf den Grund, trifft auf eine herzliche Puffmutti oder einen Pubertierenden mit Geschäftssinn. In Kleinanzeigen steckt der pralle deutsche Alltag - von bewegend bis bizarr. Bekannt wurde die 29-jährige Sarah Kuttner mit ihren Moderationen und Talkshows für die Musiksender Viva und MTV sowie als Berlin-Reporterin für die ARD während der Fußball-WM 2006. Eine manische Kleinanzeigenleserin ist Kuttner nicht. Die meisten Anzeigen waren profaner, als sie dachte, musste sie nach wochenlangem Lesen für die Drehvorbereitung feststellen. "Aber wir haben uns die Perlen herausgepickt." Als Kriterium für eine gute Anzeige hat Kuttner festgelegt: Man muss sich sofort Fragen stellen. Je weniger man versteht - inhaltlich, logisch, moralisch - desto besser. Vier Hausbesuche bei den Inserenten umfasst jede der 30-minütigen Sendungen.

Eine "Perle" in der ersten Folge ist Kuttners Bordellbesuch in Saarbrücken. Die Eigentümerin will sich zur Ruhe setzen und sucht einen neuen "Besitzer" für ihre 14 Mädchen. Kuttner lümmelt sich auf den Betten rum, wühlt in den Schubladen und plappert, ohne Luft zu holen: Sind auch alle frisch gewaschen hier? "Den Puff hätte ich mir viel schmuddeliger vorgestellt. Der sah fast aus wie ein Hotel, und alle sind mit weißen Söckchen herumgelaufen", erzählt sie später.

Die ARD will mit dem neuen Format gezielt ein jüngeres Publikum ansprechen - was bei den letzten Versuchen (die Stylingshow "Bruce" oder die Kuppelreihe "Ich weiß, wer gut für dich ist") grandios gescheitert ist. Handelte es sich bei den Vorgängern jedoch um lieblos abgekupferte Formate, beruht "Kuttners Kleinanzeigen" auf einer originären, originellen Idee und überrascht mit eigenem Profil. Außerdem hat Kuttner eine klare Vorstellung von der Herangehensweise an die Sendung: "Die Redaktion hat mich nur grob über die Hintergründe zu den ausgewählten Anzeigen informiert. Das war mir wichtig, um sehr jungfräulich an die Menschen und ihre Geschichten herangehen zu können."

Dass die neue Sendung keine unbegrenzte Haltbarkeit verspricht, sich nach ein paar Folgen wohl totgelaufen hat, kommt Kuttners Art zu arbeiten entgegen: "Ich langweile mich schnell, insofern liegen mir einmalige Mini-Produktionen." Und sie gesteht: "So, wie es gerade läuft, gefälltmir mein Berufsleben besser als zu MTV-Zeiten. Und auch wenn das Geld nicht mehr regelmäßig kommt: es kommt."