HAMBURG. Im Foyer des Schauspielhauses heißt es an diesem Abend "Pardon" statt "'tschuldigung", wenn man in der Enge jemanden angestoßen hat, der mit zwei Gläsern Rotwein in der Hand zu seiner Gattin balanciert. Die frankophile Szene hat sich versammelt, obwohl gleich eine Britin auf der Bühne stehen wird. Aber Jane Birkin lebt schon seit fast 40 Jahren in Frankreich und ist in einer freundlichen Übernahme von den Franzosen adoptiert worden.

La Birkins Bühnenoutfit ist leger und unterscheidet sich deutlich von der unaufdringlichen Eleganz vieler ihrer weiblichen Fans. In ihrer grünen Hose im Militärlook, einem gemütlichen schwarzen Pullover und nicht mehr ganz neuen Turnschuhen sieht sie aus, als wolle sie im Garten Rosen schneiden oder ein bisschen Laub harken. Eitelkeit jedenfalls gehört nicht zu den Charaktereigenschaften dieser ewig jungen Sängerin von 60 Jahren. Für einen Song des Brasilianers Caetano Veloso holt sie eine Brille hervor und singt den Text vom Blatt, den sie phonetisch aufgeschrieben hat: "Ich hoffe, dass ich keinen Portugiesen durch meine Aussprache beleidige", sagt sie vergnügt.

Jane Birkin kam nach Frankreich, weil sie die Muse des Chansonniers Serge Gainsbourg war. Das fast zweistündige Konzert ist eine Hommage für den 1991 gestorbenen Sänger und Poeten. Die Wahl-Pariserin singt einige seiner Lieder, andere haben ihr Popkünstler wie Beth Gibbons, Tom Waits oder Neil Hannon auf den fragilen Leib geschrieben. Sie wechselt in den Songs und den Ansagen zwischen Englisch und Französisch und gestaltet mit ihrer Drei-Mann-Band einen unprätentiösen Abend. Sie verfügt über keine große Stimme, aber dieser Abend ist ein umwerfendes Beispiel für Lässigkeit. Chapeau!