HAMBURG. Die Fans von Fettes Brot sind Pseudonyme gewohnt. Ihre drei Hip-Hop-Helden treten eh nicht unter bürgerlichem Namen an, sondern als Doktor Renz (alias Speedy Konsalik), König Boris (alias Rock'n'Roll Coseng) und Björn Beton (alias Schiffmeister).

Und so hatte sich auch rasch rumgesprochen, dass die Kombo Bette Frost, die sich für Donnerstag im Uebel & Gefährlich angekündigt hatte, keineswegs eine Nachwuchsband ist, zu der sich nur ein paar Leutchen verirren würden . Die Ansage "Ich hoffe, niemand ist auf unser Wortspiel reingefallen" war angesichts des ausverkauften Bunkerklubs daher auch bloß eine rhetorische. Bei Drohungen wie "Heute werden alle mit neuem Haarschnitt nach Hause gehen" kann man sich der Ironie dagegen nicht so sicher sein. Zu vermuten wäre, dass sich viele Anhänger für die seit 15 Jahren rappenden Hamburger tatsächlich ans (Friseur-)Messer geliefert hätten. Denn beim gar nicht so geheimen Geheimkonzert war zu erleben, dass die Brote-Fans mindestens so textsicher, euphorisch und geschlossen hinter ihrem Team stehen wie der St.-Pauli-Block hinter den Kiez-Kickern (Überschneidungen nicht ausgeschlossen).

Und so feierten die Fans die neuen Songs des im März erscheinenden Albums "Strom und Drang" bereits so, als sei die Platte längst draußen. Ihr Heimspiel eröffneten die drei mit den passenden Versen "Das ist unsere Stadt, wir haben nichts zu verlieren", um direkt mit reichlich Funk den "besten Rapper Deutschlands" auszurufen. Mit solch einem Selbstbewusstsein lässt sich die Schuld anderer auch noch schultern. Mit "Schieb alles auf die Brote" forderten sie dazu auf, die Band zum Sündenbock zu machen. Zu dem rockigen Gute-Laune-Sound vieler neuer Stücke lieferte Doktor Renz direkt die Diagnose: "Das erinnert mich an die frühen Beastie Boys". Und mit dem Synthie-Song, bei dem Mia-Sängerin Mieze einen Gastauftritt hatte, reisten sie sogar in die Disco-Ära.

Großes Plus der Show war - neben DJ Pauly am Plattenteller - die siebenköpfige Band - u. a. mit Zwanie Jonson am Schlagzeug und Finkenauer an Gesang und Gitarre. Balladeske Nummern wie "Faust hoch" kokettieren hingegen arg mit dem Pathos. In der Live-Dramaturgie wirken sie wie Luftholpausen für vor allem zwei neue Kracher, die unter dem Signet "Körperteil-Fixierung" laufen könnten. "Der Arsch" wurde mit Bass-Beben und Bläser-Fanfaren besungen. Und der schallende Ruf "Bettina, pack deine Brüste ein" machte fast schon Scooters Techno-Appellen Konkurrenz. Eine hübsche verbale Persiflage auf all die Rap-Videos, in denen weibliche Rundungen dominieren.

Als Zugabe gab's dann Hits, etwa "Jein", "Emanuela" und "Schwule Mädchen", die die Fans im Chor eingefordert hatten. Nur "Nordish By Nature" wurde nicht gespielt. Aber das versteht sich ja auch von selbst.