Talk: Johannes B. Kerner. 23.15 Uhr ZDF

Es ist bereits das vierte Mal, dass Helmut Kohl als einziger Gast in der Talkshow "Johannes B. Kerner" Rede und Antwort steht. 65 Minuten dauert das Gespräch mit dem Altkanzler, der im dritten Band seiner "Erinnerungen" die Jahre 1990 bis 1994 aufgeschrieben hat. Mit dem ZDF-Moderator spricht er aber auch über Hintergründe, Privates und Gedanken, die nicht in dem Buch stehen.

Die Männer reden unter anderem über den schweren Unfall, den Sohn Peter am 31. Oktober 1991 in Italien hatte. Der damals 26-Jährige kam auf die Intensivstation ins Krankenhaus Monza, die Eltern Helmut und Hannelore Kohl bangten um sein Leben . . .

Johannes B. Kerner: Gab es da Momente, wo Sie gedacht haben, besser wäre es, nicht prominent sein, das einfach als Privatmann zu erleben?

Helmut Kohl: Ja, deshalb war schon die Frage, ob ich aussteige.

Kerner: Tatsächlich?

Kohl: Ja, natürlich. Ich hab nicht gewusst, ob es wieder in Ordnung kommt, ob er gesund wird.

Kerner: Wären Sie zurückgetreten?

Kohl: Das ist kein Thema heute.

Kerner: Aber es hat Sie bewegt . . .

Kohl: Ja.

Kohl, der zwischen 1982 und 1998 Bundeskanzler war, spricht auch über sein enges freundschaftliches Verhältnis zu US-Präsident Bill Clinton, der während seiner Amtszeit (1993 bis 2001) unter anderem wegen der Lewinsky-Affäre in die Schlagzeilen geraten war.

Kohl: Es gab eine Zeit, wo es ihm sehr schlecht ging. Als diese Vorgänge waren da mit dieser Dame.

Kerner: Haben Sie mit ihm mal darüber gesprochen?

Kohl: Ja natürlich. In der kritischen Zeit, als die Frage war, ob sie ihn stürzen, habe ich ein paar Mal die Woche angerufen. Ich weiß es noch wie heute. Es war immer um halb drei, da war morgens halb acht bei ihm. Und ich habe immer wieder gesagt, du musst stehen bleiben. Ich hab auf ihn eingeredet in diesem Sinne. Dann ist er ja geblieben im Amt. Hat durchaus eine sehr bedeutende Präsidentschaft gemacht.

Und dann habe ich einen fantastischen Brief von ihm bekommen. Da schreibt er: "Ich sitze hier im Oval-Room, also im Büro, und sehe die Fernsehnachrichten, du hast die Wahl verloren." Da hat er mir einen Brief geschrieben, so mit der Hand, der gehört mit zu den schönsten Briefen, die ich in meinem Leben gekriegt habe.

Selbstverständlich geht es in dem Gespräch, das am Montag in dem JBK-Studio an der Rothenbaumchaussee aufgezeichnet wurde, auch um die Themen Wiedervereinigung, das Attentat auf Wolfgang Schäuble, den Tod von Willy Brandt und die Ehe mit Hannelore Kohl.