Der Medienmann übernimmt den Dow-Jones-Verlag für umgerechnet 3,6 Milliarden Euro.

New York. Rupert Murdoch ist am Ziel: Der Medienunternehmer kauft den Dow-Jones-Verlag und damit auch die Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal". Für mehr als fünf Milliarden Dollar (3,6 Milliarden Euro) erwirbt der 76-Jährige nach drei Monaten harten Verhandlungen den US-Medienkonzern. Die Unternehmen teilten gestern mit, sie hätten ein Übernahmeabkommen unterzeichnet. Bis zuletzt hatten einige Mitglieder der Bancroft-Familie, die Dow Jones seit 1902 kontrolliert, gegen den Verkauf an Murdoch gestimmt. Sie befürchteten, dass die Qualität und Seriosität des "Wall Street Journals" und der anderen Dow-Jones-Publikationen leiden könnten. Mitte Juli war bereits der deutsche Verleger Dieter von Holtzbrinck aus dem Vorstand des Verlags zurückgetreten. Schriftlich begründete auch er seinen Schritt mit Bedenken, Murdoch würde der journalistischen Qualität langfristig schaden. Zuletzt überwog bei den Anteilseignern dann wohl doch das finanzielle Angebot: 60 Dollar je Dow-Jones-Aktie, das entspricht einem Aufgeld von 67 Prozent gegenüber dem vorherigen Kurs. Und: ein Bancroft-Vertreter kommt in den Verwaltungsrat der News Corp.

Rupert Murdochs News Corp. ist inzwischen der viertgrößte Medienkonzern. Dem gebürtigen Australier gehört ein Zeitungsimperium sowohl in seiner Heimat als auch in seiner Wahlheimat Amerika, zudem fast vierzig Prozent aller britischen Zeitungen, darunter die renommierte "Times" und die beiden Massenblätter "Sun" und "News of the World". Mit BSkyB besitzt er das größte Bezahlfernsehen Großbritanniens. Sein US-Fernsehsender Fox zeigt die Serie "Simpsons" (die ihn einmal als "tyrannischen Milliardär" vorstellte) und auch "24", wo Jack Bauer Terroristen foltert. Sein Filmstudio 20th Century Fox hat "Star Wars", aber auch "Borat" produziert. Murdoch finanziert den defizitären neokonservativen "Weekly Standard" und unterstützt den Irakkrieg, er spendet hohe Beiträge an den Umweltfonds von Ex-Präsident Bill Clinton. Er machte sich über die Internetmanie lustig - und kaufte MySpace.com, eines der besten Online-Geschäfte. Seine Kritiker sagen: Murdoch würde niemals Geschäftsinteressen für Prinzipien zurückstecken.

Mit der Übernahme steigt Murdoch hinter Thomson-Reuters und Bloomberg auch zu einem führenden Finanzdienstleister auf. Sie erleichtert dem Medienmillionär zudem den Start seines Wirtschafts-Fernsehprogramms Fox Business, das am 15. Oktober starten und - nicht zuletzt durch die Reputation des "Wall Street Journals" - dem Sender CNBC Konkurrenz machen soll.

Die Übernahme muss noch von der US-Aufsichtsbehörde abgesegnet werden. Murdoch glaubt, dass der Deal Ende des Jahres perfekt gemacht werden könnte.