In den 70er- und 80er- Jahren wurde Sylvester Stallone mit “Rocky“ und “Rambo“ zu Hollywoods Action-Ikone. Danach gab es nur noch miese Rollen. Jetzt gibt er noch einmal den Leinwand-Boxer.
Am 8. Februar läuft "Rocky Balboa" bei uns in den Kinos an. Im Gespräch erklärt Muskelprotz Sylvester Stallone, warum die Wiederauferstehung des Boxers eine Metapher für sein Leben ist.
Abendblatt Sonntags: Mr. Stallone, ein Kompliment zu Begin: Sie sehen blendend aus!
Sylvester Stallone: Wissen Sie, was mich in der Vergangenheit müde gemacht hat? Über Filme zu reden, die ich gehasst habe. Von dieser Sorte hatte ich in den letzten Jahren einige. Hier ist das anders.
Warum hatten Sie das Gefühl, dass es über Rocky noch etwas zu erzählen gibt?
Stallone: "Rocky V" war ein schlechter Film, das ist eine Tatsache. Ich bin der Erste, der das zugibt. Die Dialoge, waren in Ordnung, aber letztlich fehlte dem Film das Herz. Immer wieder sprachen mich Leute darauf an. Es begann mich zu nerven. Ich wollte die Geschichte zu einem schönen Ende bringen.
Wie kam es dazu, dass die Forsetzung doch noch das Licht der Leinwand erblicken durfte?
Stallone: Es ist ein kleines Wunder. Der damalige Studioboss sagte: "Rocky ist tot, und du bist es in Hollywood auch." (lacht) Da hat er sich wohl getäuscht, denn er musste später seinen Stuhl räumen. Die eigentliche Erfolgsstory von "Rocky Balboa" begann an einem Silvesterabend. Ich saß in einem mexikanischen Restaurant und kippte frustriert meinen fünften Tequila, als der neue Studioboss den Raum betrat. Er nahm das Drehbuch mit nach Hause. Seine Frau gab dann den letzten Anstoß, es doch mit mir zu versuchen. Es geht in dem Film nicht um mich, sondern um Männer meines Alters, die denken, dass sie trotzdem noch etwas zu erzählen haben.
Nun wollen Sie auch noch einen letzten Teil von "Rambo" drehen. In welcher der beiden Rollen erkennen Sie sich privat eher wieder?
Stallone: In Rocky natürlich! Diese Rolle ist mein Herz, dieser Typ ist wie mein Bruder. Ich war auch mal ein erfolg- loser Typ ohne Manager und Agent und wusste, dass ich es zu was bringen kann. Wir sind beide Typen, die lange im Fitnessstudio trainiert und Qualen auf sich genommen haben.
Sie sind heute - mit 60 Jahren - muskulöser denn je. Wo nehmen Sie die Energie her, täglich zu trainieren?
Stallone: Ich habe ja gar keine andere Wahl! (lacht) Das täg-liche Training gehört zu meinem Job dazu.
Woher kommt Ihr Interesse an physischen Rollen?
Stallone: Das hat vermutlich mit meiner Kindheit zu tun. Ich wurde von einem Vater erzogen, der physisch sehr hart mit mir umgesprungen ist. Ich wurde nie intellektuell gefördert, im Vordergrund stand immer die physische Kraft. Wenigstens hat es sich finanziell ausgezahlt! (lacht)
Welche Grundaussage haben Ihre Filme?
Stallone: Ein Mann muss tun, was ein Mann eben tun muss. Manchmal müssen wir einfach alleine die Straße entlanglaufen und unseren Dämonen ins Angesicht blicken. Jeder versucht auf seine Art und Weise, Gerechtigkeit zu finden.
Hat es Sie nicht gestört, dass man Sie für Ihre geplante Fortsetzung anfangs verlacht hat?
Stallone: Ich war darauf vorbereitet. Ich würde genauso schmunzeln, wenn Al Pacino noch eine Fortsetzung von "Der Pate" drehen würde. Dieses Risiko gehört zum Spiel.