Keira Knightley: Star der geglückten Austen-Verfilmung. Die englische Schauspielerin über “Stolz und Vorurteil“ und ihre steile Karriere.

ABENDBLATT: Ist Stolz eine gute oder schlechte Eigenschaft?

KEIRA KNIGHTLEY: Beides! Ich bin stolz auf diese Literaturverfilmung und auf meine Arbeit der vergangenen Jahre. Wenn sich dieser Stolz aber in Eitelkeit verkehrt, kann das auch sehr schnell widerlich wirken. Vorurteile sind dagegen nur negativ. Man sollte sie möglichst vermeiden - was aber leider oft nicht einfach ist.

ABENDBLATT: In Ihrem Film "Stolz und Vorurteil" dreht sich alles um die Liebe. Wie romantisch sind Sie privat?

KNIGHTLEY: Romantik ist mir wichtig. Wenn ich mich schlecht fühle, gibt es für mich nichts Besseres als eine romantische Buchlektüre. In Jane Austens Romane bin ich vernarrt, seit ich sieben war. Ich denke, wir alle haben eine tiefe Sehnsucht nach Romantik. Sonst könnte ein Buch, das 1790 geschrieben und 1810 erstmals veröffentlicht wurde, nicht all die Jahre überdauern.

ABENDBLATT: Das Buch wurde 1940 zum ersten Mal fürs Kino verfilmt, seitdem folgten vier TV-Serien. Was macht die neue Adaption so einzigartig?

KNIGHTLEY: Das Buch gehört zu den populärsten Werken der Welt. Meiner Meinung nach kann man so eine Geschichte immer wieder erzählen. Speziell diese Thematik kann problemlos in die heutige Zeit übertragen werden. Es geht um Liebe und die Wirren der Jugend, um Fehltritte und Lektionen. Um das Erwachsenwerden im Taumel der Gefühle. Zeitlose Themen also.

ABENDBLATT: Bei Austens Romanen gibt es immer ein Happy End. In Ihrem Leben auch?

KNIGHTLEY: In der Realität ist nie alles nur Sonnenschein. Gerade das macht den Charme solcher Märchen aus. Ich brauche solche Geschichten. Ich will träumen, mich in eine andere Welt entführen lassen.

ABENDBLATT: Deswegen entscheiden Sie sich also immer wieder für historische Filmstoffe wie zuletzt "Fluch der Karibik" und "König Arthur"?

KNIGHTLEY: Falsch! Bei diesen beiden Filmen hatte ich gar keine andere Wahl. Damals wurde mir einfach nichts anderes angeboten. "Stolz und Vorurteil" sowie meine nächsten beiden Filme "The Jacket" und "Domino" sind die ersten Projekte, für die ich mich selbst entschieden habe.

ABENDBLATT: In "Domino" spielen Sie demnächst das frühere Top-Model Domino Harvey, das seine Modekarriere mit 23 Jahren aufgab, um Kopfgeldjägerin zu werden.

KNIGHTLEY: Der Film ist keine Biographie! Wir orientieren uns an ihrem Leben, haben aber eine fiktive Story dazu konstruiert. "Domino" ist ein Actionfilm, sehr brutal.

ABENDBLATT: Zwischen dem Dreh der Literaturverfilmung "Stolz und Vorurteil" und Ihrer Arbeit an "Domino" blieben Ihnen genau vier Tage Zeit.

KNIGHTLEY: Ich brauche solche radikalen Brüche ab und zu. Wenn ich oft dasselbe mache, langweile ich mich schnell.

ABENDBLATT: Sind Sie in Beziehungen genauso unbescholten wie in "Stolz und Vorurteil"?

KNIGHTLEY: (lacht) Das ist in unserer Zeit nicht mehr möglich! Damals, als man nicht über Sex und Liebe sprach, war das für 20jährige Mädchen ein Tabuthema. Die heutige Jugend ist in allen Belangen wesentlich abgebrühter.

ABENDBLATT: Sie sind das beste Beispiel: Ihren ersten Agenten hatten Sie mit gerade mal sechs Jahren!

KNIGHTLEY: Mit drei habe ich angefangen, darum zu betteln. Meine Eltern waren dagegen. Doch dann stellten sie fest, daß ich Probleme beim Lesen hatte. Meine Mutter versprach mir einen Agenten, wenn ich während der Sommerferien jeden Tag eine Stunde mit ihr üben würde. Ich war so Feuer und Flamme, daß ich mich wirklich reingehängt habe. Und meine Noten wurden besser und besser - also durfte ich auch weiter schauspielen.

ABENDBLATT: Mit 16 haben Sie die Schule allerdings geschmissen. Bereuen Sie diese Entscheidung manchmal?

KNIGHTLEY: Definitiv! Ich bin mir meiner Halbwertszeit als Schauspielerin durchaus bewußt. Wenn ich mit 35 Jahren noch einen Job kriege, habe ich Schwein gehabt. Ansonsten stehe ich da und habe gar nichts. Außerdem fehlt mir ein richtiger Freundeskreis, mit dem man gemeinsam durch unterschiedliche Lebensstufen gegangen ist. Ich habe mich als 16jährige verabschiedet und meinen eigenen Weg eingeschlagen. Vermutlich war es die richtige Entscheidung. Ich hatte einen Traum, und den mußte ich verfolgen. Ansonsten wäre ich sicher nicht glücklich geworden.

ABENDBLATT: Heute zählen Sie zu Hollywoods heißesten Newcomern und spielen an der Seite von Stars wie Johnny Depp und Orlando Bloom. Wirft Ihr Erfolg auch Schatten?

KNIGHTLEY: Teil meines Jobs als Schauspieler ist es, die Eigenheiten von Menschen zu beobachten und nachzuahmen. Ich mußte feststellen, daß ich das inzwischen nicht mehr unbemerkt tun kann. Ich kann nicht mehr in einem Cafe sitzen, ohne aufzufallen. Außerdem macht es mich verrückt, wenn Passanten meinen Namen schreien oder um ein Autogramm bitten. Ich weiß, daß ich mich damit abfinden sollte, aber bisher ist es für mich die reinste Qual. Andererseits bin ich mit meiner Position in Hollywood mehr als zufrieden. Alles ist besser aufgegangen, als ich es erwarten konnte. Alle Möglichkeiten stehen mir offen.