Lebensart: Tine Wittler ist Autorin, Moderatorin - und demnächst auch Ottenser Szene-Wirtin

Hamburg. Stell dir vor, du bist Schriftstellerin, willst eine Kneipe eröffnen, und der zuständige Beamte im Ordnungsamt heißt Herr Trinks. Bleibst du in deinem nächsten Roman bei der Wahrheit, wird dir vermutlich eine gewisse Mindestfantasie abgesprochen.

Tine Wittler ist Autorin von drei erfolgreichen Unterhaltungsromanen ("Die Prinzessin und der Horst", "Horst go home", "parallelwelt"), die ehemalige Ottenser Bar "Villa Verde" ist ab Oktober ihre Bar, und Herr Trinks ist Sachbearbeiter beim Ordnungsamt Altona. So viel dazu.

Schon der Kühlschrank-Inhalt von Tine Wittlers "parallelwelt", benannt nach ihrem letzten Buch, ist etwas anders als in anderen Kneipen. Neben den üblichen szenekonformen Erfrischungsgetränken (Afri-Cola, Bionade, Astra-Knolle) stehen auch ihre Romane gut gekühlt hinterm Tresen. Eine literarische Alternative zum Herrengedeck: "Einmal Bier und Buch, büdde!"

Die in netzhautzerstörendem Pink gestrichenen Rückwände (das Wort "parallelwelt" hebt sich rosa ab, die Türen sind grün, eine Säule golden) müsse man sich in einem anderen Licht vorstellen, beschwichtigt Tine Wittler, aber eigentlich passt die grelle Farbkombination ganz gut zu der korpulenten Autorin und ihrem voluminösen Lachen. Eine schlichtweiße Wand käme da irgendwie schwer gegen an.

Auf den Klotüren steht statt "Damen" und "Herren": "Prinzessin" und "Horst".

Auch der Name von Wittlers Wirtschaft fügt sich perfekt, lebt die überzeugte Wahlhamburgerin doch selbst in diversen Parallelwelten: Sie ist Tine Wittler, die Bestsellerautorin, sie ist Tine Wittler, die Fernsehmoderatorin (ihre RTL-Show "Einsatz in vier Wänden" wurde gerade erst für den Deutschen Fernsehpreis nominiert), und sie ist einfach die Tine, die man freitagabends in ihrer Ottenser Stammkneipe "Familieneck" trifft. Und jetzt ist sie auch noch Wirtin und DJane und Unternehmerin und Arbeitgeberin. Frau Wittler, das Gesamtkunstwerk. Und die "parallelwelt" ist Tine-Wittler-Disneyland.

"Natürlich hab ich auch Schiss", gesteht sie. Aber wirklich schief gehen kanns eigentlich nicht. Denn Erzählstoff gibts in jedem Fall - und Tine Wittler schreibt an ihrem nächsten Roman. In dem die Protagonistin, wie sollte es anders sein, eine Kneipe in Ottensen eröffnet. Also Obacht: Wer sein Bier fortan in der "parallelwelt" trinkt, endet vielleicht als Romanfigur. So wie Herr Trinks. "Na ja", grinst Wittler, "wenn die Leute hier 'nen blöden Spruch bringen, und ich bin in der Nähe, dann laufen sie eben Gefahr, dass er verbraten wird!" Ihr Trick: Der Hausschnaps. Für die Jungs den "Horst" auf Wodka-Basis, für die Mädels die "Prinzessin": "Was Süßes, aber knallt auch ordentlich!" Da kommen die guten Geschichten im Laufe des Abends von ganz allein.

Tine Wittlers "parallelwelt" eröffnet am 2. Oktober (Ecke Präsident-Krahn-Straße/Julius-Leber-Straße).