Kulturschock: Zwei verwöhnte prominente Gören machen einen Ausflug ins Landleben.

Reality-Soap: The Simple Life. 22.00 Uhr Pro Sieben

"Hängt ihr Typen nicht immer bei Wal-mart rum?", fragt Nicole Richie ihre Gastfamilie beim ersten gemeinsamen Abendessen. Und als sei der Fettnapf damit noch nicht tief genug ausgelotet worden, setzt ihre Freundin Paris Hilton interessiert nach: "Wal-mart? Was ist das denn?" An dieser Stelle bleibt den Gastgebern vor Fassungslosigkeit beinahe der selbst gerupfte Hahn im Halse stecken - ganz sicher nicht zum letzten Mal. Denn die Farmerfamilie Leding aus dem US-Bundesstaat Arkansas hat sich die skurrilsten High-Society-Früchtchen ins Haus geholt, die Amerikas Geldadel zurzeit zu bieten hat, zwei fleischgewordene Barbie-Imitate, die so unanständig reich geboren wurden, dass selbst ihre Gehirnzellen weichen mussten, um für die vielen, vielen Dollarscheine Raum zu schaffen: Paris Hilton, Ur-Enkelin des Hotelkettengründers Conrad Hilton, deren Lebensleistung kaum treffender als mit dem Titel des Mark-Ravenhill-Theaterstücks "Shoppen und Ficken" beschrieben werden kann (Berühmtheit erlangte sie durch die, ähm, "versehentliche" Veröffentlichung eines privaten Pornofilmchens im Internet), und ihre Freundin Nicole Richie, Tochter des Schmuseschmachters Lionel Richie, die ein bisschen aussieht wie Paris' Knautschzone und in etwa deren Hobbys teilt.

Für die Dauer von sieben Folgen wurden die beiden Gucci-Gören ohne Handy und ohne Kreditkarte, also quasi frei nach Rüdiger Nehberg, in die verschnarchten Südstaaten kinderlandverschickt - was dabei herausgekommen ist, nennt sich "The Simple Life" ("Das einfache Leben"), feiert heute Deutschlandpremiere auf Pro Sieben, ist die wirklichkeitsfremdeste "Reality-Soap" aller Zeiten und hat den Protagonistinnen in den USA mehr Einschaltquote verschafft als ein zeitgleich ausgestrahltes Präsidenten-Interview direkt nach der Erdloch-Ergreifung Saddam Husseins.

Man könnte daraus schließen, dass der Präsident seine Marketing-Berater feuern müsste - oder dass das Konzept von "The Simple Life" einfach unschlagbar ist: Stilettos im Kuh-Dung, eine landpomeranzige Großmutter mit Marge-Simpson-Frisur, ein Brunnen im Fußboden (Paris: "Was ist ein Brunnen?") und ein aufgeschrecktes Redneck-Landei, dass nach Knutschkontakt mit Paris seine feste Freundin verlassen will, um als Supermodel in L.A. groß durchzustarten.

Mehr blond geht nicht. Und das verspricht das gute Gefühl, ja, das sehr gute Gefühl, selbst nicht millionenschwer und dollardumm zu sein. Etwa, wenn sich Paris gleich in der ersten Folge im selbstständigen Denken übt: Bei Wal-mart, verkündet die Profi-Erbin nach kurzer Überlegung pfiffig, werde vermutlich "stuff for walls" verhökert - Zeugs für die Wand. Genau, Paris. Bretter zum Beispiel. Zum Vor-den-Kopf-Nageln.