“Ich habe um die Nijinsky-Zeichnungen hart kämpfen müssen.“ John Neumeier gewann, wie berichtet, den Wettlauf um Zeit und Geld - dank seiner Stiftung und der Spenden vieler Hamburger.

Hamburg. "Ich habe um die Nijinsky-Zeichnungen hart kämpfen müssen." John Neumeier gewann, wie berichtet, den Wettlauf um Zeit und Geld - dank seiner Stiftung und der Spenden vieler Hamburger.

Ab 19. Mai sind die 78 Blätter in der Ausstellung "Tanz der Farben - Nijinskys Auge und die Abstraktion" erstmals öffentlich zu sehen.

Zwischen den Schätzen seiner Tanz-Sammlung präsentierte der Hausherr und Kunsthallen-Direktor Hubertus Gaßner am Montag das Konzept der Schau zum 100. Jubiläum der Ballets Russes im Hubertus-Wald-Forum. Sie stellt den Tanzrevolutionär als bildenden Künstler im Kontext der abstrakten Maler in Paris nach 1910 vor.

Für Kunstfachmann Gaßner sind die farbigen, in Schüben um 1917 entstandenen Blätter mit Kreisen, Ellipsen und geschwungenen Liniengeflechten weder "Fingerübungen noch zwanghafte Abreaktionen des damals bereits geistig erkrankten Genies". Er zeigte sich beeindruckt von Nijinskys handwerklichem Können, der sicheren Linienführung, Tiefenstaffelung und Raumverschränkung.

"Der Tanz der Farben" zeigt auch Gemälde von fünf weiteren abstrakten Malern. Es sind führende, aber nicht gerade bekannte Künstler ihrer Zeit - wie Frantisek Kupka, Sonia Delaunay-Terk, Alexandra Exter, Vladimir Baranov-Rossine und Leopold Survage. "Sie ließen sich vom Tanz inspirieren", meinte Gaßner. "Ihre abstrakte, farblich-rhythmisch bewegte Malerei ging eigentlich aus der Beschäftigung mit einer konkreten Körperkunst hervor."

Neben einem Raum, in dem der Tänzer Nijinsky aus "dem Blick von außen" in Fotos, Plakaten, Skulpturen und Zeichnungen vorgestellt wird, sind etwa 100 Blätter aus "dem inneren Auge des Künstlers" zu sehen, darunter auch Leihgaben von der Bibliotheque National Paris.

Etwa 300 Exponate zeigt die Ausstellung und bildet den zweiten Teil einer Trilogie über Tanz und bildende Kunst. Eröffnet hat sie die sensationelle, noch bis 3. Mai laufende Schau "Edgar Degas Intimität und Pose". Die Reihe beschließt Ende Mai 2010 eine Ausstellung über Art & Dance in der Gegenwartskunst "Choreographing You" im Sockelgeschoss der Kunsthalle.


Nijinsky, Hamburg Ballett, 1. u. 3.4., 19.30 Uhr, Staatsoper, T. 35 68 68