Fünfzig Jahre hat er auf dem Buckel und nicht eine einzige Falte im Gesicht. Frech wie eh und je lacht der kleine Nick vom Cover seines neuen Buches, einer Sammlung unveröffentlichter Geschichten über „Le Petit Nicolas“. Bilder zu René Goscinny.

Paris. Fünfzig Jahre hat er auf dem Buckel und nicht eine einzige Falte im Gesicht. Frech wie eh und je lacht der kleine Nick vom Cover seines neuen Buches, einer Sammlung unveröffentlichter Geschichten über "Le Petit Nicolas".

Im März 1959 erschien in einer französischen Zeitung die erste Geschichte über den Knirps im roten Pullover - geschaffen von "Asterix"-Erfinder Rene Goscinny, illustriert von Jean-Jacques Sempe. Seitdem wurden die Bücher über den kleinen Nick in 30 Sprachen übersetzt und begeistern bis heute millionenfach das kleine und große Publikum.

Zum 50. Jubiläum widmet Paris dem weltbekannten Burschen eine eigene Ausstellung. "Ich habe alle Bücher gelesen", erzählt der neunjährige Leopold inmitten der Schau im Pariser Rathaus. Allein an den ersten beiden Tagen strömten fast 3000 Menschen hierher, am Wochenende warteten die Nick-Fans bis zu zwei Stunden in der Schlange.

"'Der kleine Nick und die Ferien' ist das schönste", sagt Leopold, und sein kleiner Bruder Theodor nickt eifrig. "Wir lieben den kleinen Nick", sagt ihre Mutter Clarisse. "Ich habe die Geschichten selbst gelesen, als ich klein war."

Tatsächlich beugen sich vor allem Erwachsene mit einem seligen Lächeln über die Originalzeichnungen, Textausschnitte und Fotos der Ausstellung und schwelgen in Erinnerungen. Denn die Geschichten über Nick und seine Freunde, den dicken Otto, den frechen Chlodwig oder den rauflustigen Franz, spielen zwar im Frankreich der 1950er Jahre, fernab von Computern, Handys und Fernsehern. Mit ihrer naiv-kindlichen Sprache zeichnen sie jedoch das zeitlose Bild eines fröhlichen Jungen, den die gleichen Dinge bewegen wie Kinder von heute: Raufereien in der Schulpause, Streit mit den Eltern, der Wunsch, später mal Zirkusartist zu werden.

Goscinny und Sempe trafen sich 1951 in Paris. Sie erzählten sich von ihrer Kindheit, und in ihren Köpfen wuchsen Geschichten und Bilder, bis Sempe eines Tages zu Goscinny sagte: "Wie wäre es, wenn Du Geschichten über den kleinen Nick schreibst und ich male dazu?"

Und so kam es - in der Osterausgabe der "Sud Ouest Dimanche" erschien 1959 die erste Geschichte von "Le Petit Nicolas", es folgten mehr als hundert weitere, von denen einige in den 1960er Jahren (in deutscher Übersetzung ab 1974) in fünf Büchern veröffentlicht wurden.

Dabei waren der kleine Nick und seine Freunde im Laufe der Jahrzehnte nicht nur Namensgeber für viele in Frankreich geborene Kinder, sondern auch eine willkommene Parodiegrundlage: Zwischen 2007 und 2008 erschienen schließlich drei Satirebücher über den "kleinen Nick im Elyseepalast" - Staatspräsident Nicolas Sarkozy.

Lange nach Goscinnys Tod fand seine Tochter Anne unveröffentlichte Manuskripte. 2005 erschien "Neues vom kleinen Nick", ein Jahr später "Der kleine Nick ist wieder da". Mit "Der Luftballon und andere unveröffentlichte Geschichten" kam Nick im März nun erneut in die Buchhandlungen. Kurz nach Erscheinen führte das Buch in Frankreich bereits die Verkaufslisten an.

Am 30. September kommt der kleine Nick außerdem als Film in die französischen Kinos. Auch die neuen Bücher wurden allesamt von Sempe illustriert. "Seine Worte haben keinen Sinn ohne Deine Bilder", beschreibt Anne im Vorwort des neuen Buches ihre Überredenskünste.

Nicks Schöpfer Goscinny, der neben dem Gallier Asterix auch den Cowboy Lucky Luke kreierte, sagte einmal im Jahre 1961: "Der kleine Nick ist ein ganz normales Kind. Er ist eine Naschkatze, spielt gern Fußball und rauft sich gern." Ein Kind, mit dem sich jeder identifizieren mag. Anne Goscinny fasst den Erfolg so zusammen: "Die Welt des kleinen Nick ist eine ideale Welt - dort rauft man sich nur zum Spaß."