Ihre Stimme klingt normal. Bleibende gesundheitliche Schäden seien an ihr nicht zu erkennen, und weder der Krankenstand des Philharmonischen Staatsorchesters noch der Zustand der Instrumente haben sich seit dem Event-Ende am Montagabend verschlimmert. Generalmusikdirektorin Simone Young hat ihr Dirigat auf der gefrierfachkalten Aussichtsplattform des Michel-Turms offenbar gut überstanden.

Hamburg. Ihre Stimme klingt normal. Bleibende gesundheitliche Schäden seien an ihr nicht zu erkennen, und weder der Krankenstand des Philharmonischen Staatsorchesters noch der Zustand der Instrumente haben sich seit dem Event-Ende am Montagabend verschlimmert. Generalmusikdirektorin Simone Young hat ihr Dirigat auf der gefrierfachkalten Aussichtsplattform des Michel-Turms offenbar gut überstanden. Der langsame Satz von Brahms' Zweiter, der sei allerdings hart gewesen. Die Erfahrung, dass die Unterlippe in eisigem Wind unkontrollierbar zu zittern beginnt, macht man ansonsten ja kaum in ihrem weitgehend überdachten Beruf.

Youngs Bilanz des Marketing-Spektakels, das sie trotz des Werbeslogans vom "größten Konzert der Welt" nicht als Konzert im traditionellen Sinne bezeichnet? Ganz und gar positiv natürlich. Hauseigenen Hochrechnungen zufolge habe man bei den 50 Musiker-Standorten in der Hamburger Innenstadt etwa 10 000 "Zuhörer" gehabt, es habe einen lebendigen Austausch zwischen den Künstlern und den Bürgern der Stadt gegeben. In der Fischauktionshalle beispielsweise sollen es mehr als 250 Anwesende gewesen sein, die erlebt haben, was passiert, wenn ein Orchester und sein Stück in ihre Bestandteile zerlegt werden, die Dirigentin die versprengten Musiker nur per Monitor erreicht und ein Mitschnitt vom Rest der Sinfonie vom Band dazukommt.

Auch die Stimmung der Musiker sei nach Dienstschluss "euphorisch" gewesen. Ein Mitglied des Orchestervorstands habe kaum reden können, so begeistert sei es gewesen. Vielleicht war der Musiker nur eingefroren? "Nein, das war ich", amüsiert sich Young bei Vitamin C und Kräutertee am Tag danach.

Die Frage, ob dieses Event einmalig bleibt oder ob die Philharmoniker demnächst erneut zu Selbstvermarktungszwecken in ungewöhnliche Umgebungen platziert werden, bleibt vorerst unbeantwortet. Und für Young ist nun wieder Business as usual angesagt, beheizt und mit allen Musikern im selben Raum: "Ich bin schon wieder in den 'Walküre'-Proben."