Die Schauspieler-Preise gingen an Christian Berkel und Anja Kling. Hier sehen Sie Bilder der Gewinner.

Berlin. Natürlich wäre es schön gewesen, Clint Eastwood aus der Nähe zu sehen. Oder Hugh Laurie alias Dr. House. Meryl Streep und "Bond"-Star Daniel Craig. Mit Blick auf die internationalen Preisträger ist es in diesem Jahr vielleicht ganz besonders schade, dass die Gala zur Verleihung der 44. Goldenen Kamera entfallen musste so wie alle Empfänge und Galas der Axel Springer AG in diesem Jahr. Aber wie sagte Moderator Frank Elsner eingangs so treffend: "Nicht die Goldene Kamera fällt aus, sondern lediglich der abendliche Festakt in der Ullstein Halle." Ihm persönlich, fügte er hinzu, sei es sogar ganz recht, denn somit entfalle der leidige Gang über den roten Teppich und das Kleider-Theater mit seiner Frau. Auch die Veranstalter der Fernsehzeitschrift "Hörzu" setzten alles daran, bereits am Tag vor der Berlinale-Eröffnung ein wenig Glanz und Glamour nach Berlin zu zaubern mit Einspielfilmen, die an ehemalige Goldene Kamera-Preisträger wie Robert de Niro und Nicolas Cage erinnerten, vor allem aber mit den diesjährigen deutschen Preisträger, die gekommen waren, um ihre Trophäen persönlich in Empfang zu nehmen.

Für sie alle galt ausnahmslos, um noch einmal Frank Elsner zu zitieren: Das Wichtigste ist, das die Richtigen ausgezeichnet werden. Die Richtigen, das waren vielleicht wenig überraschend, aber umso nachvollziehbarer der wunderbare Film "Mogadischu" über die Entführung der Lufthansa-Maschine Landshut, Anja Kling und Christian Berkel als beste Schauspieler sowie Paula Kalenberg als beste Nachwuchsschauspielerin, Maybrit Illner für die beste Informations- und Olli Dittrich mit "Dittsche" für die beste Unterhaltungssendung.

Gäbe es neben den insgesamt zwölf Trophäen einen zusätzlichen Preis für gute Laune und Charme, man müsste ihn an Maybrit Illner verleihen, die strammen Schrittes und bestens gelaunt erschien und erzählte, sie und ihr zwölfköpfiges Redaktionsteam würden sich über die Auszeichnung "Hölle freuen". Ihr Verabschiedungssprüchlein "Bleiben Sie heiter!", mit dem sie Donnerstagabends für gewöhnlich die ZDF-Zuschauer entlässt, will die Moderatorin auch im Krisenjahr beibehalten, erklärte sie. Wer derart heiter und optimistisch vorangeht, dem folgt man doch gerne. Elsner outete sich gleich in seiner Begrüßung als großer Illner-Fan: "Ich finde es toll, wie frech Sie manchmal fragen", gestand er. "Sie ist faktensicher und blendend vorbereitet. Wer sich für die Bundesrepublik interessiert, muss am Donnerstag bei ihr reinsehen", lobte die Jury um "Hörzu"-Chefredakteur Thomas Garms, Moderator Hugo Egon Balder und Schauspieler Ben Becker die Leistung der Moderatorin.

Becker, ohnehin ein Freund klarer Worte, hatte für seine Kollegin Anja Kling und ihr Spiel im Krimi "Mord am Meer" und dem Zweiteiler "Wir sind das Volk" in der Jurybegründung folgende Worte parat: "Wann immer man Dir zuschaut Du faszinierst." 14 Jahre ist es übrigens her, dass Kling sich schon einmal über die Goldene Kamera freute als beste Nachwuchsschauspielerin. Vielleicht klatschte sie deshalb besonders lang und heftig, als Paula Kalenberg mit schüchtern-bezauberndem Lächeln und geröteten Wangen, den Preis fest mit der Hand umschlossen, für die Fotografen posierte. Erstmals fiel die heute 22-Jährige in Leander Haußmanns Schiller-Verfilmung "Kabale und Liebe" auf; zuletzt spielte sie im Kinofilm "Krabat" an der Seite von David Kross, der wie passend in wenigen Tagen als "Shooting Star" der Berlinale geehrt wird.

Das "Mogadischu"-Team die Produzenten Nico Hofmann und Gabriela Sperl sowie Regisseur Roland Suso Richter verlor zwar mit seinem kompromisslos erzählten Film bei der Ausstrahlung nach den ersten Minuten mehr als zwei Millionen Zuschauer, wie Hofmann berichtete (am Ende reichte es trotzdem für eine gute Quoten mit mehr als sieben Millionen Zuschauern), war aber von Kritik und Branche der wohl meistgelobte Film des Jahrgangs 2008. Auch in diesem Jahr will man die Dinge gemeinsam angehen: Hofmann und Sperl arbeiten an einem Biopic über Erwin Rommel, mit Suso Richter sitzt Hofmann derzeit an den Vorbereitungen zur Verfilmung von "Dschungelkind" nach dem Bestseller von Sabine Kuegler.

Die Begegnungen mit Hugh Laurie (für "Dr. House" von den "Hörzu"-Lesern noch vor "Desperate Housewives" und "CSI: Miami" als beste US-Serie gewählt) und Clint Eastwood (dessen jüngster Film, "Gran Torino" ab 5. März in Deutschland im Kino zu sehen ist) musste man in diesem Jahr allerdings "Hörzu"-Chef Garms überlassen. Der traf Laurie in den Studios von 20th Century Fox in Los Angeles am Set und konstatierte: "Persönlich ist er bei weitem nicht der Kotzbrocken, den er verkörpert." Auch Eastwood hatte es ihm angetan: "Ein großer Charismatiker, sehr bescheiden im Auftritt." Glauben wir beides gern. Und halten uns derweil mit einem klitzekleinen Seufzer an Illner, Dittrich & Co.