Hamburg. Dass im Eingangsbereich rote Banner des Fernsehsenders "Vox" hängen, mag in der zuckerbäckrigen Musikhalle für manchen deplatziert wirken - bei einem Vonda-Shepard-Konzert verstärkt es nur das Zuhause-Gefühl. Fünf Jahre lang war die blonde Amerikanerin als Barsängerin Bestandteil eines Dienstagabend-Rituals, das alle Frauen zwischen 25 und 35 seit dem Ende der letzten Staffel schmerzlich vermissen: "Ally McBeal", diese tröstliche Mutter aller weiblichen Neurosen, kommt mittlerweile nur noch als Wiederholung ins TV, Vonda Shepard hingegen kommt in persona. Im kleinen Schwarzen (definitiv "Sex and the City"-würdig) und unter rot-goldenen chinesischen Lampions (als Anspielung auf den Titel ihres letzten Albums und der aktuellen Tour: "Chinatown") hat sich Shepard augenscheinlich von der karrierefördernden Kultserie emanzipiert, dennoch weiß sie, was sie ihren Fans schuldig ist. Und so stehen neben Titeln von "Chinatown" auch altbekannte Songs wie "Maryland" von ihrer Solo-Platte "It's Good Eve", "Sweet Inspiration" oder - natürlich - die Ally-Titelmelodie auf dem Programm. Damit hebt die Single-Trösterin Parkett und Ränge geschlossen aus den Sesseln - und bis nach der letzten Zugabe setzt sich auch keiner mehr. Das hat sicher mit der Sehnsucht nach Miss McBeal zu tun, aber auch mit Shepards kraftvoller, warmer Stimme und ihrem übermütigen Temperament, das sie dazu verleitet, ein bisschen Pink ("Get The Party Started"), etwas Tina Turner ("Proud Mary") und sogar schon mal ein Weihnachtslied anzustimmen. Kitschig? Ja. Was solls? Ally hätte das gefallen.