Hamburg. Ach, schön. Als The Offspring am Dienstag mit "All I Want" und "Come Out And Play" die Reihen im Stadtpark durcheinanderwirbelt, strampeln sich verschwommene Erinnerungen hoch: War es jetzt 1995 in der Fabrik oder 1997 in der Großen Freiheit 36, als sich die Fans der Kalifornier sogar von der Galerie aus in den tobenden Mob fallen ließen? Herrje, die 90er! Großer Rummel um Neo-Punk von der US-Westküste. The Offspring war damals neben Green Day und Rancid ganz vorne beim Hype dabei. Die Alben "Smash" (1994), "Ixnay To The Hombre" (1997) und "Americana" (1998) waren derart erfolgreich, dass die Band zu "Totengräbern des Punk" stigmatisiert wurde. Nun, der Ausverkauf ist im Stadtpark längst vorbei.
Aber achtbare 3200 meist männliche Ü30-Besucher und gut 100 Wiesengriller vor den Eingangstoren kommen noch zu Offsprings einzigem Deutschlandkonzert - abgesehen von Festivalterminen bei Rock am Ring und Rock im Park - unter dem freien Himmel von Winterhude. Frontgröler Dexter Holland, Gitarrist Noodles, Schlagzeuger Pete Parada und Bassboy Greg K. lassen im Gegensatz zu den Wurstwendern in und um dem grünen Rund nichts anbrennen. Es geht ja nicht anders, wenn man erst nach einer Stunde Umbauzeit auf die Bühne kommt und um 22 Uhr das Ordnungsamt droht.
Entsprechend hastig, nur von kurzem Lob des Ambientes unterbrochen, werden "Days Go By", "Staring At The Sun" oder "Gone Away" runtergeholzt. Viel Bewegung herrscht nicht auf der Bühne. Vielleicht hat The Offspring Rücken. Aber die Griller haben Nacken und die Meute hat Laune. Bei "Americana" und "Pretty Fly (For A White Guy)" wird vorne die Grasnarbe umgepflügt. Hinten wippen zahlreiche Elvis-Armeezeit-Kappen auf lichtem Haar im Takt, auch die des Autors. Die Gitarren von Noodles, eine wurde noch am Konzerttag in Hamburg gekauft, erfüllen tapfer 75 Minuten lang bis "Self Esteem" ihre Pflicht. Ach, schön. Zurück ins Punkhaus.