Die britische Krimireihe legte einen fulminanten Start hin. Auftaktepisode sahen 4,42 Millionen. Beim jungen Publikum war sie Marktführer.
Die ARD hat mit der britischen Krimireihe "Sherlock" am Sonntagabend einen erfolgreichen Treffer gelandet. Die erste Episode der dreiteiligen Mini-Serie ab 21.45 Uhr sahen laut meedia.de insgesamt 4,42 Millionen Menschen (Marktanteil 16,9 Prozent). In der Gruppe der 14-49 Jährigen waren die Quoten noch besser: 1,85 Millionen Zuschauer und damit ein für die ARD sehr guter Marktanteil von 15,7 Prozent. Damit setzte sich der Auftakt von "Sherlock" beim jungen Publikum als Marktführer durch und schlug sogar den "Tatort" zuvor. Der ereichte nur 2,21 Millionen jüngere Zuschauer und einen Marktanteil von 15,6 Prozent.
Der Tagessieg am Sonntag ging unterdessen an die Formel 1 auf RTL. 7,71 Millionen sahen den Hamilton-Sieg am Nürburgring. In den Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen waren es 3,12 Millionen.
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Sherlock Holmes googelt sich jetzt durch London
London, 21. Jahrhundert. Eigentlich hat John Watson genug Probleme: In der Nacht plagen den Afghanistan-Veteranen Albträume. Seine Psychotherapeutin diagnostiziert posttraumatische Belastungsstörungen und rät ihm, seine Erfahrungen in einem Blog zu verarbeiten. Pleite ist der Militärarzt auch noch. Eine Wohnung im teuren London kann sich der Single-Mann in Zeiten wie diesen nicht leisten. Und seine Freude über eine günstige Wohngemeinschaft, die ihm ein Bekannter vermittelt, ist zunächst von kurzer Dauer. Denn der Mitbewohner ist ein arroganter Snob, der ihn zugleich auch noch in einen mysteriösen Mordfall verstrickt. Sein Name: Sherlock Holmes. Seine Adresse: Baker Street 221b.
Keine Romanfigur ist öfter verfilmt worden als Sir Arthur Conan Doyles Pfeife rauchender Ermittler in Tweed. Von mehr als 80 Schauspielern in mehr als 200 Filmen wurde der Meisterdetektiv dargestellt - und steht damit sogar im Guinnessbuch der Rekorde. Ende des Jahres kommt der zweite Teil von Guy Ritchies Klamauk-Adaption in die Kinos, in dem Robert Downey Jr. und Jude Law als Sherlock Holmes und Dr. Watson durch ein computeranimiertes viktorianisches London jagen. Die britische BBC hat nun das skurrile Ermittler-Paar für die Generation Facebook aus der Vergangenheit in die Jetztzeit verfrachtet und eine der originellsten Krimireihen der vergangenen Jahre geschaffen: Mit einem Sherlock Holmes, der googelt, bloggt und simst.
Mit neun Millionen Zuschauern war die dreiteilige Miniserie "Sherlock" in England bereits ein großer Erfolg. Bei der diesjährigen Verleihung des British Academy Television Awards gewann "Sherlock" den Preis als beste Drama-Serie. Die zweite Staffel wird bereits im walisischen Cardiff gedreht. Und um die Wartezeit auf Günther Jauch zu verkürzen, strahlt nun auch die ARD sonntagabends nach dem "Tatort" die drei Folgen der britischen Mini-Serie aus.
Bereits der Titel des ersten Falls, "Ein Fall von Pink", zeigt, dass die Drehbuchautoren Steven Moffat und Mark Gatiss dem Stil Doyles im Kern treu bleiben wollen. 1887 erschien dessen erste Sherlock-Holmes-Geschichte unter dem Titel "A Study in Scarlet" ("Eine Studie in Scharlachrot"). Auch in dem literarischen Original kehrt Dr. Watson als verwundeter Soldat aus Afghanistan nach London zurück - auch wenn damals der zweite Anglo-Afghanische Krieg gemeint ist.
In dem 90-Minüter "Ein Fall von Pink" werden innerhalb kürzester Zeit in London mehrere Leichen gefunden. Auf den ersten Blick verbindet sie nichts - nur dass sie scheinbar alle auf die gleiche Weise Selbstmord begangen haben. Inspector Lestrade (Rupert Graves) von Scotland Yard ruft den privaten Ermittler Sherlock Holmes zu Hilfe. Und da niemand sonst mit dem arroganten Klugscheißer zusammenarbeiten kann und will, macht Sherlock kurzerhand seinen neuen WG-Genossen Watson zum Partner. Bei beiden Männern scheinen sich soziale Bindungen auf das Facebook zu beschränken. Im wahren Leben haben die zwei Freaks keine Freunde. Das verbindet.
Benedict Cumberbatch, den man vor allem durch seine Rolle in der Literaturverfilmung "Abbitte" kennt, spielt grandios diesen exzentrischen, blasierten Schnösel, der sich über komplexe Serienmorde freut, weil er sich im Alltag geistig unterfordert fühlt ("Fantastisch! Vier Suizide in Folge - oh, es ist Weihnachten!"). Etwas menschlicher kommt Watson daher, in dessen Rolle Martin Freeman ("Per Anhalter durch die Galaxis") überzeugt, der zurzeit auch für Peter Jacksons "The Hobbit"-Verfilmung vor der Kamera steht.
Cumberbatchs und Freemans Spiel mit Zynismus und britischem Humor, ihre subtilen homosexuellen Andeutungen sowie die pointierten, intelligenten Wortgefechte machen sie zu dem originellsten Holmes-Watson-Gespann, das es je gegeben hat. Und das, obwohl Cumberbatch anfangs selbst Bedenken hatte, ob sich Doyles Detektiv ins 21. Jahrhundert transferieren lässt. Er wurde schnell überzeugt: "Dieser Sherlock hat seinen Deerstalker und seine Pfeife hinter sich gelassen", beschreibt Cumberbatch seine Rolle. "Dennoch sind wir dem Geist der Bücher treu geblieben. Wir wollen Sherlock aber aus dem Nebel bringen." Tatsächlich ist "Sherlock" viel näher dran am Erbe Sir Arthur Conan Doyles als so manche Hollywood-Verfilmung und ist ein Muss am Krimiabend im Ersten. Auch wenn sich der modernisierte Sherlock über Google Maps orientiert und heute mit Blackberry und iPhone arbeitet. Und auch die Pfeife hat der neue Sherlock sich abgewöhnt. Er setzt jetzt auf Nikotinpflaster.