Ein echter Christo-Faden, der sich an einem echten Christo-Objekt gelöst hatte - damit war es während eines Praktikums im Kölner Museum Ludwig endgültig um Barbara Sommermeyer, 44, geschehen. Die junge Restauratorin durfte das gute Stück wieder ankleben. Ihr Berufsleben hatte seinen Sinn gefunden.
Seit mehr als zehn Jahren ist Sommermeyer inzwischen die Frau für Avantgarde-Notfälle in der Galerie der Gegenwart. Offiziell heißt das, sie sei für die "konservatorische Betreuung der Gemälde und Skulpturen" zuständig. Praktisch bedeutet es einen Job, der die Diplom-Restauratorin vor immer neue Herausforderungen stellt.
Im Gegensatz zu vielen in der Kulturwelt, die aus Mangel an Talent oder Gelegenheit nicht selbst Künstler sind, hat Sommermeyer solche Ambitionen nie hinter sich gelassen: Einen Selbstverwirklichungsdrang gab es nie, erinnert sie sich, sie war immer schlecht darin, Dinge zu entwerfen. Dinge zu reparieren, darin ist sie gut. Sehr gut sogar.
Nach dem Studium in Stuttgart ging sie zunächst ans Conservation Centre in Liverpool und anschließend an die Tate Modern in London. Der Umzug von der Themse an die Elbe war kein Um-, sondern ein gefühlter Aufstieg. "Hamburg war immer meine Traumstadt." Die privaten Fäden laufen in Ottensen zusammen, wo Sommermeyer wohnt. Den Ausgleich für die filigrane Bastelei im Sockelgeschoss der Galerie der Gegenwart holt sie sich unter der Woche beim Yoga, an Sonntagen erfüllt auch ein ordentlicher "Tatort"-Krimi diesen Zweck. Nervennahrung, bevor wieder irgendein weltbekannter Faden wackelt.