Hamburg. Gut, dass Reinhold Beckmann sein Konzert im Café Keese gibt. Denn das Motto der Stätte des Amüsements mahnt: "Honi sont qui mal y pense." Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Also verspricht man sich selbst, beiseitezuschieben, dass da ein professioneller Dampfquassler auf der Bühne steht; ein Mittfünfziger, der den Verdacht auf eine verspätete Midlife-Crisis weckt. Und wartet erst einmal ab.
Beckmann ist gut gelaunt, als er vor die knapp 200 Menschen tritt. Das Jeanshemd ist dunkelblau, das Lächeln gewinnend. Er spielt einen Song, dann erzählt er eine Geschichte, spielt noch ein Lied, erzählt weiter. Er zaubert den Fools-Garden-Frontmann Peter Freudenthaler als Duettpartner für "Lemon Tree" aus dem Hut, dann redet er wieder: über die Schlachtertochter "Charlotte", über Helmut Schmidt und alles mögliche andere. Das Quatschen, er kann es nicht lassen. "Hör auf zu reden, hör auf zu singen, spiel einfach!" Das würde man ihm gern zurufen. Denn seine Gitarre hat er weit besser im Griff als seine Stimme. Und seine musikalischen Begleiter - Andreas Dopp, Thomas Biller, Helge Zumdieck und Jan-Peter Klöpfel - sind über jeden Zweifel erhaben. Ob Barjazz oder Country, Folk oder Liedermacheriges: Alle Songs klingen wirklich gut. Über die Texte des zweistündigen Liederabends hingegen darf man geteilter Meinung sein.
Die Liebeserklärungen an handgeschriebene Briefe, an Bremen und an seinen Hund Liese sind bestenfalls unterhaltsam, schlimmstenfalls belanglos. Auf der Elbe, auf einem der großen Kreuzfahrt-Pötte, dort wären Beckmann und Band wohl noch besser aufgehoben. Als melodiöser Hintergrund für Teatime-Gespräche über Landausflüge, Bonusmeilen und Schelme. (josi)