Florian Mott hat sich auf vergrößernde Sehhilfen spezialisiert. Mehr zu diesem Nischenbereich hier im Expertengespräch.

Florian Mott bietet in seinen Optikfachgeschäften in Pinneberg und Rissen eine große Bandbreite an hochwertigen Brillen und Kontaktlinsen. Darüber hinaus hat sich das Unternehmen auf vergrößernde Sehhilfen spezialisiert. Die Funke Mediengruppe wollte mehr über diesen Nischenbereich der Optiker-Zunft wissen und bat den Unternehmer zum Gespräch.

Herr Mott, was genau versteht man unter „Vergrößernden Sehhilfen“?

Florian Mott: Es handelt sich dabei um Hilfsmittel, wenn eine Brille nicht mehr reicht. Die Möglichkeiten reichen von der einfachen Lupe bis zum Bildschirm-Lesegerät, teilweise sogar mit Vorlese-Funktion. Dazu kommen manchmal überraschende Problemlösungen, etwa spezielle Leselampen mit einstellbaren Lichtfarben oder Brillen mit Farbfiltern.

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. © Mott Optik | Unbekannt

Wie genau funktionieren „Vergrößernde Sehhilfen“?

Vereinfacht kann man sagen: wir arbeiten mit Vergrößerungen, Kontrastverstärkungen und Licht, bzw. einer Kombination aus diesen drei Elementen, um den betroffenen Menschen den Alltag zu erleichtern, z.B. wenn es darum geht, wieder selbständig seine Post zu bearbeiten, Einkäufe zu erledigen (auch Verfallsdatum und Inhaltsstoffe auf Verpackungen lesen usw.) – oder einfach auch nur darum, störende Blendungen zu reduzieren, um damit die Augen zu entlasten. Ziel ist es also, wieder entspannter und aktiver am Leben teilzunehmen und eine bessere Lebensqualität zu erreichen bzw. zurückzugewinnen.

Wann benötigt ein Mensch so eine Sehhilfe?

Wenn man trotz Brille einfach nicht mehr gut genug sehen kann. Meistens sind bestehende Krankheitsbefunde eine Ursache für solche Seheinschränkungen. Typische Augenkrankheiten, für die man Sehhilfen braucht, sind die "Altersbedingte Makuladegeneration" (AMD), der „Grüne Star“ oder auch die „Diabetische Retinopathie“. Das betrifft zwar vor allem ältere Menschen, es gibt aber auch Kinder und jüngere Erwachsene, die betroffen sind.

Welche Modelle/Varianten für „Vergrößernde Sehhilfen“ gibt es?

Unzählige! Deshalb ist das persönliche Ausprobieren so wichtig. Wer z.B. zittrige Hände hat, dem hilft auch die schönste Handleselupe nicht. Nur wer vor Ort im Rahmen einer ausführlichen Beratung eine Lupe oder ein elektronisches Hilfsmittel „begreift" und begeistert ist, wird diese auch später zu Hausew verwenden. Deshalb funktioniert z.B. das Bestellen irgendwelcher Modelle im Internet durch wohlwollende Angehörige in den meisten Fällen nicht. Unser Sortiment umfasst diverse Lupen, etwa zum in die Hand nehmen, zum Hinstellen oder auf die Brille klipsen. Auch Lupenbrillen, Fernrohrlupenbrillen, Handmonokulare, Kantenfilter, elektronische Lupen, Bildschirmlesegeräte sind im Angebot. Wenn Bedarf besteht, können wir auch noch speziellere Geräte vermitteln, wie z.B. Vorlesegeräte als Kompaktgeräte oder die Orcam (ein spezielles Vorlesegerät zum Befestigen an der Brille).

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Welche „Vergrößernden Sehhilfen“ empfehlen Sie, anders gefragt:  mit welchen Herstellern arbeiten Sie bevorzugt zusammen – und warum?

Wir empfehlen grundsätzlich das, was für den betroffenen Menschen jeweils am besten funktioniert und wo unsere Spezialistinnen aufgrund langer Erfahrung voll dahinter stehen. Daher arbeiten wir auch mit verschiedenen Herstellern zusammen, hauptsächlich mit Schweizer Optik und Eschenbach, den beiden führenden Herstellern für „Vergrößernde Sehhilfen“, aber auch mit Optelec, die Medizinprodukte für sehbehinderte und blinde Menschen anbieten. Bei diesen Anbietern finden wir das Know-how und die Qualität, die wir uns wünschen.

Wie viele Menschen benötigen diese Unterstützung mittlerweile? Gibt es hierzu Statistiken?

Die AMD ist in den westlichen Industrieländern eine der häufigsten Ursachen für gravierende Sehverluste. In Deutschland sind nach aktuellen Studienergebnissen bundesweit circa 7,5 Millionen Menschen von der AMD betroffen (Gutenberg-Gesundheitsstudie Universitätsmedizin Mainz). Aufgrund der allgemeinen demografischen Entwicklung ist mit einer deutlichen Zunahme an Erkrankungen zu rechnen. Der Anteil der Betroffenen mit einer frühen Form der AMD ist dabei der mit Abstand größte. Schätzungsweise sieben Millionen Menschen sind von der Frühform betroffen. Knapp 500.000 Menschen leiden unter einer Spätform.

(Die Statistik, Anm. d. Red.)

Seit wann bietet Mott Optik „Vergrößernde Sehhilfen“ an?

Mit der heutigen umfassenden Auswahl und Expertise: in Hamburg-Rissen seit rund sechs Jahren, in Pinneberg seit einem halben Jahr.

Warum genau hat sich Mott Optik auf diesen Nischenbereich spezialisiert?

Mehrere Mitarbeiterinnen haben besonders lange Erfahrung mit dem Thema und sehr viel Einfühlungsvermögen, und auch die Überzeugung, dass man Kunden/innen, die man bisher mit Brillen versorgt hat, auch bei zunehmenden Sehproblemen „nicht im Dunkeln stehen lassen ", sondern weiterhin auf hohem Niveau versorgen sollte. Außerdem freuen wir uns einfach auch gemeinsam mit denm Betroffenen, wenn diese aufgrund unserer Beratung wieder besser sehen und aktiver am Leben teilnehmen können.

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Wer sind hier die Fachleute bei Mott Optik für „Vergrößerndes Sehhilfen“?

Unsere Expertinnen sind Susanne Wagner und Katrin Rieglsberger. Frau Wagner ist Optikerin seit 1999 und trägt seit 2006 ihren Meistertitel. Ihr Motto war schon immer: Es muss doch irgendwas geben, was hilft, denn gutes Sehen ist Lebensqualität. Frau Rieglsperger ist Optikerin seit 2007 und seit 2010 Meisterin. Sie war immer schon extrem neugierig, was Entwicklung, Technik und Möglichkeiten zur Versorgung und Beratung angeht und besucht deswegen regelmäßig Weiterbildungen in verschiedenen Bereichen. Beide sind ein perfektes und extrem motiviertes Team, auf das wir sehr stolz sind bei Mott-Optik.

Aus welchen Stadtgebieten Hamburgs und Landkreisen im Umland kommen Ihre Kunden/innen? 

Im Raum Hamburg aus Wandsbek, Stellingen, Eidelstedt, Altona, Ottensen und natürlich aus den Elbvororten – und jetzt auch aus dem Kreis Pinneberg. Wir konnten aber auch Betroffene aus Ahrensburg, Norderstedt und Schleswig versorgen.

Welche Voraussetzungen muss ein Optiker erfüllen, um diesen Leistungsbereich abdecken zu können?

Man braucht Spezialisten und Spezialistinnen mit entsprechender Aus- und Weiterbildung, langjähriger Erfahrung und mit ganz viel Empathie – und dazu dann auch eine umfassende Auswahl an Hilfsmitteln vor Ort zum Ausprobieren. Und hier haben viele Augenoptiker ein Problem: Es fehlt an qualifizieren Mitarbeiter:innen und viel scheuen die Investitionen und den hohen Zeitaufwand bei der Beratung.

Wie genau sehen die Leistungen von Mott Optik aus?

Kurz gesagt: Viele verschiedene Sehhilfen vorrätig. Professionelle Beratung ohne Zeitdruck. Gegebenenfalls Abrechnung mit den gesetzlichen Krankenkassen. Nachbetreuung (Reinigung, nachstellen, Reparaturen …)

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Wie genau läuft ein Beratungsgespräch ab?

Nach einer ausführlichen Anamnese zur Vorgeschichte, Befunden und Wünschen der Kunden folgen verschiedene Messungen z.B. Sehleistung, Stärkenmessung, Vergrößerungsbedarf und ggf. Kontrastsehen. Bei diesen Messungen haben Menschen mit Seheinschränkungen oft Probleme, auf den oft eingesetzten flackernden oder grell beleuchteten Monitoren irgendwo 3-4m vor ihnen an der Wand etwas erkennen zu können. Deshalb benutzen wir spezielle Sehprobentafeln und kürzere Mess-Entfernungen, die es den Kunden erleichtern, Aussagen wie „besser“ oder „schlechter“ treffen zu können. Dabei erhalten wir ganz nebenbei weitere wichtige Informationen darüber, „wie“ das Sehen ist: Gibt es Ausfälle, ist das Sehen in bestimmte Haltungen besser als in anderen, geht das Lesen noch flüssig oder nur Buchstabe für Buchstabe, wie viel macht Beleuchtung aus und so fort. Dann können die Kunden ihren Bedürfnissen entsprechend ganz in Ruhe verschiedene Möglichkeiten an Hilfsmitteln ausprobieren, um herauszufinden, was ihnen von der Handhabung her am besten gefällt.

Welche Rolle spielen die Angehörigen von Menschen, die Vergrößernde Sehhilfen“ benötigen?

Eine sehr große Rolle. Oft sind sie die Initiatoren, die zu einem Besuch bei Mott Optik führen. Für Angehörige ist es eine Riesen-Erleichterung, wenn die Betroffenen wieder etwas lesen – und vielleicht sogar ein bisschen fernsehen – und so wieder mehr am Leben teilnehmen können. Angehörige helfen auch oft, die Angst vor elektronischen Geräten abbauen. Dadurch, dass sie bessere Einblicke in die individuellen Lebensumstände der Betroffenen haben, können sie oft wertvolle Hinweise geben, die die Betroffenen teilweise gar nicht selbst wahrnehmen (Er/sie geht bei greller Sonne viel unsicherer als früher, hat aufgehört bestimmte Hobbys oder andere Dinge zu tun, die früher normal waren, sitzt beim Lesen öfters im Stuhl statt am Tisch usw.). Wenn Angehörige beim Erklären und Zeigen der Hilfsmittel dabei sind, ist das für die Betroffenen manchmal auch im Nachgang zu Hause hilfreich, nach dem Motto: „Sag mal, wie war das noch gleich mit der Handhabung oder Pflege?“

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