PD. Dr. Robert Hudek, Leiter der Praxis für Schulter- und Ellenbogenchirurgie der ATOS Klinik Fleetinsel, im Experteninterview.
PD. Dr. Robert Hudek ist seit dem 1. Juli 2023 der neue Leiter der Praxis für Schulter- und Ellenbogenchirurgie der ATOS Klinik Fleetinsel. Mit der Funke Mediengruppe spricht der weltweit anerkannte Experte über die Leidenschaft für sein Mètier, die er nicht nur am Operationstisch erfolgreich auslebt...
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Herr PD Dr. Hudek, wir sitzen hier in Ihrem neuen Büro im sechsten Stock der ATOS Klinik, das Ihr Vorgänger PD Dr. Hedtmann erst kürzlich an Sie übergeben hat. Wie war ihr Weg hierhin?
Oh, da muss ich ausholen. Ich war ja bereits seit September 2021, also seit zwei Jahren, als Leitender Arzt hier tätig, gemeinsam mit Dr. Hedtmann und meinem geschätzten Kollegen Prof. Dr. med. Jörn Kircher. Mein altes Büro ist noch voll eingerichtet, ich ziehe erst in den nächsten Wochen nach und nach hier ein. Ich bin daher also bereits mit allen Strukturen und Abläufen der Klinik vertraut.
Bereits bei meinem Einstieg hatte ich die erste Hälfte der Praxis samt dem anteiligen Patientenstamm übernommen, jetzt erfolgte mit dem Ausscheiden von Dr. Hedtmann am 1. Juli die komplette Übernahme der Praxis.
Was hat Sie und ihre Familie nach Hamburg verschlagen?
Der Reiz einer neuen Aufgabe in einer der schönsten Städte Deutschlands natürlich (lacht). Nein, ernsthaft: Die ATOS Klink Fleetinsel ist seit 30 Jahren einer der führenden Zentren für orthopädische Eingriffe in Deutschland, das hat mich natürlich in erster Linie bewogen, hier meinen beruflichen Weg fortzusetzen.
Besonders überzeugt hat mich, dass jeder Fachbereich der orthopädischen Chirurgie von renommierte Spezialist:innen vertreten. Viele, wie auch ich, engagieren sich in wissenschaftlichen Fachgesellschaften oder sind in der Lehre tätig sind (PD Dr. Hudek ist Dozent an der Universität Marburg, d. Red.). Das verschafft uns Gehör und Relevanz weit über Hamburg hinaus. Gleichzeitig haben wir hier beste Arbeitsbedingungen. Ich kann mit meinem Team alles anbieten, was in mein Fachgebiet fällt. Das sind Erkrankungen und Verletzungen der Schulter und Ellenbogen, Gelenkspiegelung, Endoprothetik und natürlich Wechseloperationen von Gelenken. Dafür stehen uns vier OP-Säle mit neuestem Equipment zur Verfügung.
Was sind die häufigsten Erkrankungen, mit denen Patient:innen zu Ihnen kommen?
Oft sind es chronische Beschwerden an der Schulter oder am Ellenbogen. Ich habe viele Sportler hier, allen voran Golfer, Tennisspieler oder Kraftsportler, die durch die permanente Belastung ihre Gelenke schon in frühen Jahren verschlissen haben. Das wichtigste ist die Diagnostik durch Ultraschall, Röntgen oder Kernspintomografie. Dann folgt die Entscheidung, ob eine OP wirklich notwendig ist, oder auch eine konservative Behandlung ausreicht.
Ist man als Chirurg nicht bestrebt, sein Handwerk auszuüben?
Nein. Ich bin gegen jede Operation, wenn sie vermeidbar ist. Heute kam ein Herr, bei dem war eine Sehne gerissen, doch er konnte deren Funktion mit anderen Sehnenteilen gut kompensieren. Hier habe ich ihm ein Rezept für Physiotherapie ausgestellt und ihm geraten, regelmäßig zu Schwimmen. Man muss die Menschen mögen, als Arzt gierig zu sein, geht schief. Ich muss in den Spiegel gucken können. Auch allerlei Behandlungen wie unnötiges Spritzen mit den neuesten „Wundermitteln“ lehne ich ab, wenn sie nicht nötig sind und keine echten Belege für deren Effektivität vorliegen.
Es gibt doch sicher OPs, um die keiner am Ende herumkommt, oder?
Ja, da wäre ich der Letzte, der davon abrät. Letzte Woche beispielsweise kam ein Patient mit einem riesigen Kalkdepot in der Schulter, das sich aufgelöst hat. Eigentlich ist das eine Sache, die man gar nicht operiert. Er hatte so wahnsinnige Schmerzen, seit vier Tagen und Nächten nicht geschlafen. So, wie er war, haben wir ihn sofort aufgenommen und noch am gleichen Tag operiert und den Kalk herausgespült. Ich konnte den armen Kerl nicht leiden lassen war aber erst nach 22 Uhr zu Hause. Jetzt kommt noch ein Nachspiel mit dem MDK (Medizinischer Dienst der Krankenasse, d. Red.), vor dem wir die OP rechtfertigen müssen.
Was sind die häufigsten OPs, die Sie durchführen müssen?
Im Bereich der arthroskopischen Chirurgie sind es vor allem minimalinvasive Rekonstruktionen, etwa der Ruptur der Rotatorenmanschette, die Entfernung entzündeter Schleimbeutel oder Stabilisierungsoperationen der Schulter. Ist ein Schultergelenk verschlissen, ersetzen wir es durch eine Endoprothese. Mit einer so genannte Reversen Prothese ersetzen wir das gesamte Schultergelenk, wenn sowohl Knochen als auch Sehnen in Mitleidenschaft gezogen sind. Ist ein Knochen nach einem Bruch oder einer OP abgestorben, setzen wir anatomische Teilprothesen oder Spezialprothesen aus dem Kohlenstoff Pyrocarbon ein. Mit Hilfe von 3-D-Schablonen können wir das neue Gelenk perfekt anpassen.
Was hat Sie gerade an dem orthopädischen Fachgebiet der Schulter- und Ellenbogenchirurgie operativen Orthopädie gereizt?
Beide Bereiche sind hoch komplex, sie fordern extrem viel Wissen, operative Routine und dazu auch noch wissenschaftlichen Forscherdrang. Das hat mir ein großes Betätigungsfeld eröffnet und mich so von Anfang an beflügelt. In diesem Bereich wollte ich als Arzt nicht nur besten Operationsergebnisse erzielen, sondern auch neue Erkenntnisse für die Fachwelt gewinnen, um Patient:innen noch besser behandeln und versorgen zu können.
Aus diesem Grund bin ich nicht nur im wahrsten Sinne operativ tätig, sondern betreibe mehrere Podcasts und baue aktuell eine Europäische Datenbank zu Infektionen auf.
Das müssten Sie kurz nacheinander aufschlüsseln. Was hat es mit den Podcasts auf sich?
Insgesamt betreibe ich drei Formate: Das erste Podcast-Projekt entstand im Rahmen meiner Dozententätigkeit an der Universität Marburg während der Corona-Zeit. Ich wollte die Studierenden damit bestmöglich auf die Prüfungen vorbereiten. Abgedeckt werden alle Bereiche aus der Orthopädie und Unfallchirurgie, also Muskeln, Knochen und Sehnen – das ist unser Handwerk. Fachleute aus Orthopädie und Unfallchirurgie geben tiefe Einblicke in ihre Arbeit, die sonst nirgendwo verfügbar wären. Das ist Premium-Content und der Nachwuchs des Fachs lernt hier >> von den Profis. Dass ich mittlerweile über 25.000 aktive Hörer weltweit erreicht habe, macht mich sehr glücklich. Beim Podcast der SECEC (europäischen Vereinigung für Schulter- und Ellenbogenchirurgie, d. Red.) kommen internationale Experten aus unserem Fachgebiet zu Wort, die ihre Erkenntnisse mit Kolleg:innen weltweit teilen. Dazu interviewe ich die Erstautoren wissenschaftlicher Studien, also Experten, deren Arbeiten auf unserem jährlichen Jahreskongress prämiert wurden.
Wir haben ein sehr gutes Feedback, viele Ärzte hören ihn beim Joggen oder Autofahren.
Und was ist Ihr drittes Podcast-Projekt?
Für den BVOU (Bundesverband für Orthopädie und Unfallchirurgie) habe ich gemeinsam mit Dr. Katharina Doepfer ein Format für Patient:innen konzipiert, die sich über ihr Krankheitsbild informieren möchten. Insgesamt sind zunächst zehn Folgen aufgezeichnet, die sind aktuell im Tonschnitt und werden bald veröffentlicht.
Zum Schluss zu Ihrem wissenschaftlichen Engagement: Was bewegt Ihr Forscherherz, woran arbeiten Sie?
Hier könnte ich einen langen Vortrag halten, aber ich fasse mich mal kurz. Mit führenden Schulter- und Ellenbogenspezialist:innen Europas baue ich gerade eine Infektionsdatenbank auf, die auch mit der amerikanischen Datenbank kompatibel ist. Wir bauen damit größte Datenbank für Infekte weltweit – und damit einen Wissensschatz für Ärzte aller Disziplinen weltweit. Ziel ist es, durch eine möglichst breite Dokumentation verschiedenster Fälle irgendwann gesicherte Erkenntnisse über die Ursache und Behandlung von Infektionen zu erhalten, die während einer OP auftreten können.
Warum interessiert Sie gerade dieser Bereich?
Weil er extrem bedeutsam ist. Infektionen sind immer der Supergau, denn der Schaden ist für Patientin dadurch weit schlimmer als vor der OP. Wenn sie ein Gelenk operieren und ein Keim dringt rein, ist es eine Katastrophe. Der Infekt kann beispielsweise an einer Prothese hängen bleiben, die im Knochen verankert wurde. Dann muss das gesamte Gelenk herausgenommen werden. Die Fragen die sich unter anderem stellen – und die wir beantworten wollen – lauten also: Wie entsteht die Infektion? Wie kann ich sie rechtzeitig diagnostizieren und behandeln? Dann kommt noch hinzu, dass einige Keime einen langwierigen Schwelbrand, andere heftige, eitrige Infekte auslösen. Man muss als möglichst viele Fälle sammeln, um daraus Schlüsse ziehen zu können für Prophylaxe und Therapie. Hier haben wir einen langen und spannenden Weg vor uns. Eines ist sicher: Auch dazu wird es sicher irgendwann einen Podcast geben.
Wir freuen uns auf Sie! | ||
Kontakt | ATOS Klinik Fleetinsel Hamburg GmbH & Co. KGDr. med. Robert HudekAdmiralitätsstr. 3-4, 20459 Hamburg | Telefon: 040 / 376 71 – 715 E-Mail: info-kfh@atos.deWeb: www.atos-kliniken.com |
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