Immobilienvermittler haben es nicht leicht. Es gibt wohl wenige Berufsstände, die ähnlich verhasst sind wie Makler.

Makler, ließ ein Bekannter mich unlängst wissen, seien die Mücken der Immobilienwelt: für nichts und niemanden zu etwas nutze, unglaublich lästig und nur darauf aus, einen auszusaugen. Das konnte ich so natürlich nicht stehen lassen, vollkommen nutzlos sind sie ja nun nicht. Schließlich dienen Mücken als Nahrung für Frösche.

Es gibt wohl wenige Berufsstände, die ähnlich verhasst sind wie Makler

Es gibt wohl wenige Berufsstände, die ähnlich verhasst sind wie der des Immobilienvermittlers. „Wenn sich auf einer Party herumspricht, dass unter den Gästen ein Makler ist, reicht das aus, um die ausgelassene Stimmung zu zerstören“, schrieb die „Huffington Post“. Oder, um es mit den Worten meines Bekannten zu sagen: Wie nennt man das, wenn zwei Makler sich mit Stroh bewerfen? Gedankenaustausch!

Auch auf die Gefahr hin, dass ich künftig nicht mehr zu Partys eingeladen werde: Der Großteil der Makler, die ich bislang getroffen habe, war sympathisch und dazu noch kompetent. Verdrehen Sie jetzt ruhig wie mein Bekannter die Augen, aber es gibt eben nicht nur die, die einen Haufen Schotter dafür nehmen, eine Tür aufzuschließen und Selbstauskünfte einzusammeln. Auf dem Hamburger Wohnungsmarkt heißt es aber ohnehin immer öfter: „Von privat!“ Bei Mietobjekten gilt ja ohnehin schon länger das Bestellerprinzip, doch auch Verkäufer müssen seit Ende 2020 mindestens die Hälfte der Maklergebühren selbst übernehmen. Das hat viele zum Umdenken bewogen: Meine Tür werde ich ja wohl noch selbst öffnen können!

Wer sein Eigenheim verkauft, ist emotional

Für Käufer, die zuvor noch die gesamte Provision zahlen mussten und sich auf private Anzeigen gestürzt hatten, bedeutet das nun Fluch und Segen. Denn wer sein Eigenheim verkauft, ist emotional.

„Hier in der Ecke stand immer der Weihnachtsbaum, das würde ich an Ihrer Stelle auch so machen, da passt er am besten“, sagt der Noch-Hausherr beim Gang durch dessen vier Wände und die in ihnen geschaffenen Erinnerungen. Automatisch fühlt man sich wie ein Eindringling in diesen intimen Kokon, in dem der Besitzer mehr als 30 Jahre seines Lebens verbracht und seine knarzenden Fenster, die stotternde Heizung und den widerspenstigen Sicherungskasten lieb gewonnen hat. Wie erklärt man jemandem, der die Anzeige mit der Zeile „Wir verkaufen unseren Schatz“ überschrieben hat, dass man den Kaufpreis für maßlos übertrieben hält? Ein Haus ist auch immer so etwas wie eine Lebensleistung seiner Bewohner, Kritik trifft durch die Grundmauern direkt ins Herz.

Pikiert reagierte auch mal eine Besitzerin, weil unsere damals ein halbes Jahr alte Tochter beim Rundgang durch den Keller anfing zu weinen. „Na, das scheint ja kein gutes Omen zu sein, wenn Ihr Kind sich hier nicht wohlfühlt“, sagte sie. Unnötig zu erwähnen, dass wir das Haus nicht bekommen haben.

Meine liebste Besichtigung war die, bei der eine Maklerin ihr Privathaus verkaufen wollte

Dabei gibt es doch eigentlich nichts Besseres, als sich von denen durch das Objekt führen zu lassen, die wirklich jeden Winkel kennen. Und mit denen man über viel mehr als Quadratmeter­anzahl und Baujahr reden kann. Das können sehr nette Besichtigungen sein.

Manche sind fast schon zu nett und erwähnen von sich aus nicht nur die Starkstromleitung, die unmittelbar neben dem Haus verläuft, sondern diskutieren bereits im Exposé etwaige Belastungen durch Elektrosmog und die zumindest theoretische, praktisch aber sehr unwahrscheinliche Möglichkeit der Verlegung einer Hauptstraße in Grundstücksnähe. Das Haus stand sehr lange zum Verkauf, bis es ohne Erwähnung von Strom und Straße noch einmal neu angeboten wurde – von einem Makler­büro. Dann war es verkauft.

Meine liebste Besichtigung war aber die, bei der eine Maklerin ihr Privathaus verkaufen wollte. In viel zu kurzer Zeit schleuste sie einen Interessen nach dem anderen durch, ließ einen während der Führung vor lauter Anekdoten kaum zu Wort kommen und schmetterte Fragen nach dem Sanierungsbedarf professionell ab. Der Kaufpreis sei ohnehin viel zu niedrig, aber sie wolle mit ihrem Eigenheim ja kein Geschäft machen. Mein Bekannter hat selten so gelacht.