Münster als Pannen-Tatort: Die Stadt muss 9000 Wahlkarten neu verschicken – weil akademische Titel fehlten.
Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz – und das wissen in der Bischofsstadt Münster außer den Orthopäden nun auch die Normalbürger. Der Schutzheilige deutscher Ärzteseligkeit, der Fernseh-Pathologe Professor Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers), könnte bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen gar nicht seine Stimme abgeben. Nie, aber auch niemals würde der „Tatort“-Pathologe vom Postboten eine Wahlbenachrichtigung entgegennehmen, die nicht seine akademischen Titel und Grade enthielte. Man stelle sich das mal im Münster-„Tatort“ vor: Ein Brief an Bürger Boerne, Karl-Friedrich, vom Wahlamt der Stadt. Und das Entscheidende fehlt: Prof. Dr. Dr. auf dem Kuvert.
Zum Glück geschieht in der Fernseh-Fiktion nicht, was in Münster Realität ist. Die Stadt muss tatsächlich 9000 Wahlkarten zur Landtagswahl neu verschicken, weil akademische Grade und Adelszusätze fehlten. Die Drucker waren falsch programmiert. Kann passieren. Wie in Köln, Aachen oder Gelsenkirchen (der berühmte Stadtteil von Schalke ...), wo man Zehntausende Stimmzettel neu anfertigen musste. Manch Parteiname war kleiner gedruckt als andere. Geht nicht!
Das Problem bei Bindestrichländern wie Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein oder Baden-Württemberg: Man weiß nie, wo die Trennlinie verläuft. Noch Schleswiger oder schon Holsteiner? Bisch Badener? Wüddemberger? Oder am Ende oi Schwob?
Im Land zwischen den Meeren wurden bei den Wahlkarten zuletzt die Bindestriche so inflationär verteilt, dass es „Land-Tag“, „Stimm-Zettel“ und „Post-Leit-Zahl“ hieß. Aufatmen in Münster: So etwas gibt’s da nicht. Das dortige Gewässer heißt Aasee. Der hat so viele Vokale und nur einen Konsonanten – da weiß man kaum, wo man trennen soll.