Warum dürfen Opern öffnen, die Stadien von HSV und FC St. Pauli aber nicht? Der Fußball hat in der Politik offenbar keine Lobby mehr.

Es war selten so schwer wie in diesen Tagen, Politiker zu sein: Die Wucht der Omikron-Welle ist noch unklar, eine angemessene und vorausschauende Politik fast unmöglich. Da ist es wenig verwunderlich, dass nicht jede Eindämmungsverordnung logisch und konsequent erscheint. Fehler gehören dazu.

Unlogisch und inkonsequent aber ist die Entscheidung, die Spiele der Hamburger Fußball-Zweitligisten in Zukunft vor leeren Rängen auszutragen. Das ist die viel zitierte Sonderbehandlung des Profifußballs – aber eine negative. Andere Sportarten dürfen 200 Zuschauer im Innenbereich begrüßen, Amateurclubs sogar bis zu 1000 Zuschauer im Freien. Auch Opern und Theater bleiben – zu Recht – geöffnet. Nur die Opern des kleines Mannes, die Fußballarenen, werden komplett zugesperrt. Damit folgt die Stadt einer Bundesentscheidung – richtiger aber macht es sie nicht.

Was spricht gegen Stadien ohne Gästefans?

Die Vereine haben in den vergangenen Monaten stimmige Hygienekonzepte entwickelt, die auf die Infektionslage reagieren können. Ein Corona-Fall im Stadtderby konnte sogar mustergültig nachverfolgt werden – ein Superspreader-Ereignis ist der Stadionbesuch nicht. Keiner will volle Arenen wie in Großbritannien, wo die Inzidenz übrigens bei knapp 2000 liegt. Aber was spricht gegen Stadien ohne Gästefans, die zu einem kleinen Teil gefüllt sind?

Es sind keine Argumente, sondern es ist der politische Populismus, der in dieser Entscheidung mitklingt. Lange genug haben sich manche wortreich über die Sonderbehandlung des Profifußballs echauffiert, über den „Impfverweigerer“ Joshua Kimmich empört. Nun kann die Politik es dem Fußballbetrieb zeigen – und bekommt sogar noch Applaus dafür. Die Vereine und die Fans bleiben auf der Strecke. Der Fußball hat in Deutschland keine Lobby mehr.